Wolkenlachen und Sonnenstrahlgeflüster

Wolkenlachen und Sonnenstrahlengeflüster

Die Geschichte wurde von Tanja Esche vertont – es lohnt sich, die Aufnahme anzuhören, sie macht das wirklich super.

Leider funktioniert gerade der Link nicht. Ich behebe das, sorry!

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Ein kleiner Sonnenstrahl hatte sich mit vielen anderen seiner Art versammelt. Gemeinsam planten sie, den Menschen auf der Erde einen sonnigen Tag zu schenken. Aber es gab ein Problem, ein recht dickes Problem sogar. Besser gesagt, eine dicke Wolke.

„Geh zur Seite, dicke Wolke!“, wisperten die Sonnenstrahlen. Die Wolke hörte das nicht, denn die Sonnenstrahlen waren ja klein und ihre Stimmen drangen nicht bis zu ihr durch. Doch unermüdlich versuchten es die Sonnenstrahlen weiter, zuerst freundlich:

„Würden Sie bitte verschwinden, Wolke, wir möchten gern zur Erde strahlen!“, riefen sie im Chor. Nichts tat sich, im Gegenteil, die Wolke hatte wohl eine Freundin eingeladen, die sich nun zu ihr gesellte und mit ihr plauderte.

„Meine Damen, halten Sie doch ihren Plausch bitte woanders!“, rief einer der Sonnenstrahlen. Die Wolkendamen ließen sich aber nichts anmerken, oder hatten sie es wieder nicht gehört?

Nun wurden die Sonnenstrahlen ungeduldiger und prompt vergaßen sie ihre Höflichkeit.

„Weg da! Sofort!“, riefen sie so laut sie eben konnten. Das brachte aber auch keinen Erfolg.

„Wir müssen uns etwas überlegen“, meinte der kleinste der Strahlen. „Ich habe eine Idee!“

Die anderen lachten. Dieser Winzling war doch ein Neunmalklug. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie man die dicken Wolken dazu bewegen könnte, vom Himmel zu verschwinden. Höflich ging es nicht und mit Geschimpfe auch nicht.

„Na, dann schieß mal los!“, sagten sie.

Der Kleine schüttelte sich. „Keine Gewalt, meine Lieben und geschossen wird hier schon gar nicht!“, rief er. „Wir könnten folgendes probieren! Wir verteilen uns und kitzeln die Wolken so lange, bis sie endlich verschwinden. Das müsste funktionieren!“

Die Sonnenstrahlen kicherten, das würde ein Spaß werden und vielleicht hatte der Kleine ja recht und es gelang, die Wolken zu vertreiben. Sie verteilten sich also und jeder kitzelte an seinem Platz die dicken Wolken und siehe da, die Wolken lachten laut auf; sie teilten sich und wurden zu vielen kleinen Wolken, durch deren Lücken die Sonnenstrahlen die Erde erreichen konnten.

Auf der Erde stand ein Kind am Fenster. Gerade noch hatte es traurig den Himmel betrachtet, doch dann sah es das Schauspiel der Sonnenstrahlen und Wolken und wenn es sich nicht getäuscht hatte, dann hatte es sogar das Lachen der Wolken vernommen. Da lachte es auch, zog seine Schuhe an und lief in den Garten.

„Danke, liebe Sonnenstrahlen, danke, liebe Wolken!“, rief es glücklich.

„Gern geschehen!“, wisperten die Sonnenstrahlen, aber das konnte das Kind nicht hören, denn die Strahlen waren ja noch klein – Sonnenstrahlenkinder eben.

© Regina Meier zu Verl

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