Ruderboot Juniverse 2023

Ruderboot

Ich stehe hier und du stehst dort,
dazwischen liegt der See.
Zu dir möchte ich und zwar sofort,
mir tut das Herz schon weh.
Zum Schwimmen fehlt mir noch der Mut,
ach, könnte ich doch fliegen.
Ein Ruderboot, das wäre gut,
kaum wär ich eingestiegen,
da …
schellt mein Wecker, ich muss raus,
ein Traum war’s nur, jetzt ist er aus.

© Regina Meier zu Verl

Gummistiefel #juniverse 2023

Gummistiefel, die mich schützen

nehm ich mit auf jede Reise,

denn ich springe gern in Pfützen

kreisch dabei ganz laut, nicht leise.

Und ich habe meinen Spaß –

Dank der Stiefel, die aus Gummi

werde ich kein bisschen nass,

schließlich bin ich ja kein Dummie!

© Regina Meier zu Verl

Juniverse 2023

Wie schon in den vergangenen Jahren wird es auch in 2023 wieder Juniverse geben, eine Aktion, die mein Blogfreund David Silbenton ins Leben gerufen hat. Gern mache ich wieder mit!

Quelle

Wasser quillt und sucht sich Wege,

leises Plätschern, lausche doch!

Wird zum Rinnsal, füllt sich rege,

möcht‘ Bach werden, aber noch

nah, ganz nah an seiner Quelle

bleibt es winzig, klar und rein,

herrlich ist sie, diese Stelle,

sie darf Baches Mutter sein.

© Regina Meier zu Verl

Überredet*

Überredet

Irgendwie schaut mein Frauchen heute etwas traurig aus der Wäsche. Was ist nur mit ihr los? Sie macht auch keine Anstalten, mich endlich für den Spaziergang anzuleinen. Das ist seltsam. Sonst sind wir um diese Zeit längst unterwegs. Ich müsste auch mal dringend pieseln.
Sie sitzt da auf ihrem Sessel und macht nichts, sie liest nicht, sie strickt nicht, sie telefoniert nicht. Ungewöhnlich ist das und so langsam mache ich mir echt Sorgen.
Da, jetzt legt sie schon wieder die Hände auf ihren Bauch und stöhnt. Ob sie Bauchschmerzen hat, so wie ich neulich?
Ich lege ihr meinen Kopf aufs Knie und versuche sie zu hypnotisieren. Gequält lächelt sie mich an und krault mich ein wenig hinter den Ohren. Das tut gut, aber es reicht nicht. Ich will raus! Jetzt!
Wäre ich noch etwas beweglicher, dann würde ich ihr auf den Schoß springen. Aber das kann ich nicht mehr, es ist schon blöd genug, dass ich nicht einmal mehr aufs Sofa kann. Dort war es immer so schön gemütlich, besonders dann, wenn Frauchen und ich gemeinsam dort lagen.
Wir sind zwei alte Damen, mein Frauchen und ich. Aber ich finde, dass wir beide noch ganz passabel aussehen und im Großen und Ganzen sind wir auch gesund, meist jedenfalls.
Ob ich einfach mal meine Leine holen sollte?
Doch, die hängt an der Garderobe und ich komme nicht dran. Ob es hilft, wenn ich sie anbelle, die Leine? Einen Versuch ist es wert. Also dann!
„Was machst du denn für ein Getöse, Emmi?“, fragt Frauchen. Endlich steht sie auf, seufzt, zieht ihre Schuhe an und die dicke Jacke. Dann befestigt sie die Leine an meinem Halsband und dann habe ich erreicht, was ich wollte. Es geht raus an die frische Luft. Das tut uns beiden gut. Frauchens Wangen röten sich sogar ein wenig.
„Hast recht gehabt, Emmi, nach draußen zu gehen war die beste Idee des Morgens. Schau mal, wie herrlich die Sonne scheint!“
Nach dreimaligem Pieseln und einmal „Ihr wisst schon was“, gehen wir noch ein Stückchen weiter. Hach, wie gut, dass ich mich durchgesetzt habe. Frauchen kann froh sein, dass sie mich hat!
„Wie froh ich bin, dass ich dich habe“, sagt Frauchen in diesem Moment. „Ohne dich hätte ich mich heute nicht aufraffen können!“
„Sag ich doch!“, denke ich und springe an ihr hoch. Wir tun uns gut, wir beide, echt!

© Regina Meier zu Verl

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Bildquelle YamaBSM/pixabay

Die Schnecken und die Sonne

Die Schnecken und die Sonne

Heidelinde kroch besonders langsam durch den Garten, im Schneckentempo eben und noch etwas langsamer. Sie war auf der Suche nach einem schönen Platz für einen Mittagsschlaf. Nicht zu schattig, aber auch nicht zu sonnig sollte er sein. Ihre Mutter hatte schon immer gesagt: „Meide die Mittagsonne, die tut uns Schnecken nicht so gut!“

„Eigentlich schade“, brummelte sie nun. „Die Sonne ist ein so nettes und hübsches Ding. Sie macht den Tag heller und alle freuen sich. Nur wir müssen sie meiden. Wirklich schade ist das.“

„Ach Heidelinde, du bist aber auch nie zufrieden!“, schimpfte Adelheid, ihre Freundin. „Du weißt doch, wie empfindlich unsere Haut ist, wie eine Baby-Haut nämlich und ein Baby würde man doch auch nicht der vollen Mittagssonne aussetzen, nicht wahr?“

Heidelinde seufzte.

 „Du hast ja recht. Nur, es wäre halt schön, die Sonne besser genießen zu können.“ Sie blickte zu der kleinen Wiese hinüber, die im prallen Sonnenlicht lag und wo reges Leben herrschte. Käfer brummten, Hummeln summten, Ameisen wuselten durchs Gras und Schmetterlinge tanzten ihre schönsten Tänze.

„Ach, wir schauen den anderen einfach zu bei ihrem lustigen Treiben. Das ist doch auch sehr schön. Weißt du, liebe Heidelinde, ich verrate dir etwas!“, sagte Adelheid und war ins Flüstern übergewechselt. Das klang geheimnisvoll und gespannt wartete Heidelinde darauf, was die Freundin ihr erzählen würde.

„Es ist so“, begann Adelheid. „Im Leben gibt es immer die, die etwas tun und dann die, die zuschauen. Wir sollten an den Tänzen der Insekten Freude haben und die bunten Schmetterlinge einfach bewundern. Sie alle sind großartig!“

Heidelinde nickte. Ja, das fand sie auch, dass alle großartig waren, aber … Sie zögerte, dann fuhr sie mit leiser Stimme fort:

„Aber es fühlt sich traurig an, abseits zu stehen und nur zusehen zu dürfen. So traurig, dass ich mich am liebsten in mein Schneckenhaus verkriechen und ein bisschen weinen möchte.

„Weinen?“ Adelheid war bestürzt. „Aber meine Gute. Alles hat seine zwei Seiten.“

Aber Heidelinde hatte sich schon zurückgezogen in ihr Schneckenhaus. Adelheid hörte ein leises Wimmern und weil ihr das so furchtbar leidtat, weinte sie gleich ein wenig mit.

Das hörte auch Fritz, der Grashüpfer.

„Was ist denn hier los? Großes Schneckenweinen?, fragte er besorgt.

Adelheid seufzte. „So kann man es nennen. Das Leben ist manchmal hart, besonders zu uns Schnecken.“

Das verstand Fritz nicht.

„Es ist doch schön so, wie es ist“, meinte er. „Und ihr habt es doch ganz besonders gut, könnt ihr euch doch in eure Ruhe zurückziehen, wenn euch danach ist. Wer sonst kann das schon?“ Er lachte. „Glaub nicht, dass der Lärm auf der Wiese immer angenehm ist!“

„Nicht?“, rief Adelheid erstaunt. „Ich stelle mir das einfach wunderbar vor, aber vielleicht stimmt es, manchmal braucht man seine Ruhe und wir Schnecken haben es da wirklich gut!“ 

„Sag ich doch!“ Fritz lachte und klopfte an Heidelindes Häuschen. „Hast du es gehört?“, fragte er.

Langsam, aber nur ganz langsam, kam Heidelinde aus ihrem Haus gekrochen. Ihre Augen waren ganz verweint, aber sie lächelte schon wieder ein bisschen.

„Ich hätte nur so gerne auch einmal ein Tänzchen gemacht“, flüsterte sie.

„Dann tanzen wir!“, rief Fritz. „Ich habe nämlich eine wundervolle Idee: Wir machen ein Tanzfest am Abend, wenn die Sonne den Tag verlassen hat und es kühler geworden ist. Ich werde gleich meine Freunde, die Grillen, um eine besonders schöne Grillenmusik bitten. Na, meine Damen, was haltet ihr davon?“

Die Schneckendamen waren begeistert und gleich war aller Kummer vergessen. Fritz hielt sein Versprechen und kümmerte sich um die Musik zum Tanz. Es wurde ein wunderbarer und fröhlicher Abend und ihr hättet mal Heidelinde und Adelheid beim langsamen Walzer sehen sollen. Das war einfach nur großartig! Ehrlich!

© Regina Meier zu Verl

Junk Journal zum ersten

Mein erstes Junk Journal ist entstanden. Alles ist praktisch aus Müll gemacht und zusammengesetzt, der Inhalt zum Schreiben selbst zusammengestellt und genäht. Auf einfache Weise (mit Gummibändern) habe ich die Signaturen in das Cover (aus einem alten Pappumschlag) eingefügt und nun werde ich die Seiten füllen mit Wörtern, Zeichnungen und vielleicht auch mit kleinen Basteleien. Es hat mir viel Spaß gemacht und sicherlich werde ich das nun öfter machen. Dieses Basteln hat was Meditatives …

Baumgrüne Gedanken

Baumgrüne Gedanken

Aus dem Fenster ihres Arbeitszimmers schaute Johanna direkt in die Krone der alten Buche. Zu jeder Jahreszeit war dort etwas los, so dass Johanna die Geschichten rund um die Buche einfach nur aufschreiben musste.
Heute unterhielten sich zwei Rotkehlchen miteinander. Johanna spitzte die Ohren und versuchte, etwas zu verstehen von ihrer Unterhaltung.
„Es ist ruhig geworden hier überall. Was ist mit den Kollegen und wo stecken sie alle?“, fragte das eine Rotkehlchen.
„Sie sind zur großen Reise aufgebrochen. Zumindest viele von ihnen“, antwortete das andere.
„Zur großen Reise? Ja, ist es schon wieder so weit?“
Eine winzige Blaumeise mischt sich ein. „Meine Eltern haben gesagt, dass die Stare sich seit Tagen versammeln, um in den Süden zu fliegen und die Störche sind auch schon weg. Gott sei Dank, vor denen habe ich nämlich Angst!“
„Meine Freunde, die Finkenkinder, kann ich auch nirgends entdecken“, piepte die kleine Blaumeise. „Sind sie auch Reisende?“
„Viele von uns sind Reisende“, erzählte die Starenmama. „Wir wären auch schon längst weg, wenn wir nicht unseren Jüngsten vermissten. Der Bengel treibt sich wieder irgendwo herum und verpasst die wichtigen Dinge im Leben.“ Sie seufzte.
Johanna wagte es nicht, sich zu bewegen. So gern hörte sie den Vögeln zu und ihre Sorgen unterschieden sich fast gar nicht von denen der Menschen. Beinahe hätte sie kichern müssen, denn ihr Ältester war auch immer auf Achse gewesen. Wie oft hatte sie ihn suchen müssen. Einmal sogar hatte große Aufregung geherrscht: Fabian, damals fünf Jahre alt, war schon über vier Stunden verschwunden und sie hatten ihn überall, wirklich überall gesucht, die ganze Familie, die Freunde, die Nachbarn. Nichts. Fabian war weg. Sie hatte geglaubt, verrückt zu werden. Um sich zu beruhigen, hatte sie sich ans Fenster gestellt. Das tat sie immer, wenn sie Ruhe suchte oder aufgeregt war. Der Blick ins Baumgrün konnte Wunder wirken. Doch was sah sie damals im Baumgrün sitzen und feixen?
Fabian! Er strahlte sie an mit diesem Blick aus warmen Augen, dem Johanna nie widerstehen konnte, und sagte: „Das war toll heute! Alle haben mich gerufen! Du, Mama, ich glaube, sie haben mich alle lieb. Und jetzt habe ich Hunger.“
Und wie ein Äffchen war er den Baum hinabgeklettert. Wer konnte ihm da böse sein?
Während Johanna ihren Gedanken nachging, hatte sich die Vogelversammlung aufgelöst. Sicher waren sie nun alle miteinander auf die Suche nach dem Starenjungen gegangen. Ob er auch in der Buche hockte, irgendwo versteckt?
Johanna zog ihr Schultertuch enger um ihre Schultern, sie fröstelte. Ein Tee würde ihr guttun.
„Mutter, kommst du zum Essen?“ Das war Fabian. Johanna lächelte. ‚Er kann Gedanken lesen‘, dachte sie und verließ ihr Zimmer, um mit der Familie zu Abend zu essen.

© Regina Meier zu Verl

Rosen für den Neuanfang

Rosen für den Neuanfang
Damit hatte Katharina nicht gerechnet. So viele nette Menschen, so viele helfende Hände und Wärme. So könnte man es in aller Kürze ausdrücken, aber natürlich steckt viel mehr dahinter und nicht alles ist selbstverständlich in dieser Zeit. Sie war überwältigt und die vielen neuen Eindrücke rasten wild durch ihren Kopf. Am liebsten hätte sie eine Schmerztablette eingenommen, aber die half sicher nicht gegen kreisende Gedanken.
Ein bisschen Ruhe tut es vielleicht auch, dachte sie und steuerte eine Parkbank neben einem Trog mit lustigen Hornveilchen an. Einfach ein bisschen in der Sonne sitzen und an nichts denken. Das würde helfen.
Aber das war so eine Sache, mit dem Nichts Denken. Bei Katharina wollte das nicht funktionieren, dabei hatte sie das einmal so gut gekonnt – abschalten und Kraft tanken. War es die neue Lebenssituation, der Ortswechsel? Sie wusste es nicht. Heute hatte sie aber das erste Mal das Gefühl, angekommen zu sein und das war die beste Erkenntnis seit vielen Jahren, die ihr tiefstes Bewusstsein nun erreichte. Angekommen. Was für ein kostbares Wort, und was für ein kostbarer Moment. Es war ein Gefühl, das sie sich erhofft hatte, aber niemals hatte sie damit gerechnet.
Sogar auf dieser Parkbank stellte sich dieses Zuhause Gefühl ein. Katharina lächelte. ‚Du spinnst, Katharina Fischer!‘, murmelte sie und lachte dann laut auf. Das hatte noch gefehlt, nun fing sie schon an, mit sich selbst zu reden. Darüber hatte sie immer lachen müssen, als ihre Mutter das getan hatte.
Und doch sprach sie nun weiter, denn auch das fühlte sich gut an.
„Steh auf, Kathi!“, sagte sie und musste fast ein bisschen grinsen. „Denk nicht so viel! Tu etwas! Gönn dir etwas Schönes! Kauf dir etwas, das dich an diesen Tag erinnert!“
Sie schaute auf die Armbanduhr. Zeit genug, um noch kurz in die Stadt zu gehen und nach eben diesem Schönen zu suchen. Vielleicht sollte sie sich einen neuen Duft gönnen? Nein, das war viel zu banal – es musste etwas sein, das Bestand hatte, als Zeichen dafür, dass sie in ihrem neuen Leben angekommen war. Rosen! Rote! Einen großen Strauß, den sie sich selbst schenkte. Als Wertschätzung. Als Bestätigung. Als Signal für das Neue. Ja, das war eine gute Idee. Noch nie hatte sie sich selbst rote Rosen gegönnt und es war Zeit dafür.
Das kleine Blumengeschäft hatte Katharina schon am Tag zuvor entdeckt. Heute ging sie zielstrebig darauf zu. Eine Dame, ungefähr in Katharinas Alter begrüßte sie freundlich. „Guten Tag, schön, dass Sie da sind!“, sagte sie, so, als habe sie lange auf Katharina gewartet.
„Guten Tag!“, grüßte Katharina erstaunt . „Also, ich … ich will mir eine kleine Freude bereiten und hätte gerne einen großen Strauß …“
„Rosen?“ Die Verkäuferin lächelte und deutete auf die Kübel mit Rosen in den prächtigsten Farben. Eine aprikotfarbene zog sie heraus und schnupperte daran. „Diese Sorte?“
Woher wusste sie, dass sie Rosen wollte? Das war mysteriös, aber Katharina hinterfragte es erstmal nicht.
„Sie dürfen mich ruhig fragen!“, sagte die Verkäuferin und als Katharina sie entsetzt anschaute, lachte sie laut auf.
„Sie denken jetzt, dass ich Gedanken lesen kann, nicht wahr?“
„Hm. Nun, was soll ich denken?“ Katharina versuchte es mit einem schiefen Grinsen. „Mir sind in letzter Zeit so viele Dinge passiert, die ich für unwahrscheinlich gehalten hatte. Eine Hellseherin ist mir allerdings noch nicht begegnet, aber es würde mich für Sie freuen, wenn Sie diese Gabe tatsächlich hätten.“
„Habe ich auch nicht, ehrlich gesagt: es war geraten und diesmal habe ich wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, nicht wahr?“
„Nicht ganz, ich wollte eigentlich rote Rosen und die schenke ich mir heute einmal selbst! Sie haben mich ganz durcheinandergebracht!“ Katharina kicherte, nahm eine Rose aus der Vase und schnupperte ebenfalls daran. Dann atmete sie tief durch.
„Zweiundzwanzig. Von den teuersten“, sagte sie dann mit fester Stimme. „Zweiundzwanzig rote Rosen, eine für jedes Jahr meiner Ehe, die vor kurzer Zeit geschieden wurde. Und ich werde sie feiern, jede Rose für sich. Für meinen Neuanfang!“
„Herzlichen Glückwunsch!“, sagte die Blumenverkäuferin und entschuldigte sich. „Ich bin sofort wieder da!“
Mit einem Piccolo und zwei Sektflöten kam sie zurück. „Darauf stoßen wir an!“, sagte sie und öffnete die kleine Flasche. Dann prosteten sich die beiden Frauen zu.
Eine der herrlichen Rosen hängte Katharina zum Trocknen auf, um sich später immer noch an den Neuanfang und das Zuhausegefühl erinnern sollte.

© Regina Meier zu Verl

Rosen – Regina Meier zu Verl

Vom kleinen Trecker *, der so gern gebraucht werden wollte 1

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Gebraucht werden ist schön (Folge 1)

Auf einem Bauernhof, gar nicht weit von hier, steht in einer Scheune ein kleiner roter Trecker. Die rote Farbe sieht man fast nicht mehr, denn eine dicke Staubschicht hat sich in den letzten Monaten auf die Bleche gelegt. Der Trecker ist traurig. Früher hat er hart gearbeitet, heute wird er nicht mehr gebraucht. An seiner Stelle schafft jetzt ein neuer, moderner Traktor. Er ist grün und etwas größer als unser trauriger Geselle.
Am ersten Sonntag im Juli soll auf dem Hof das Heu eingefahren werden. In der Scheune wurde Platz geschaffen, das Scheunentor steht weit auf, so dass der kleine Trecker auf den Hof sehen kann. Wie gern würde er nun helfen, aber niemand kümmert sich um ihn.
Gerade kommt der grüne Trecker aus der Wiese zurück. Er hat das Heu noch einmal gewendet und in Welle gefahren, jetzt hängt der Bauer die Heupresse an und dann wird es losgehen zum Pressen.
Die Helfer fahren mit den Fahrrädern voraus, der Bauer geht noch kurz ins Haus. Dann schwingt er sich auf den Sitz und will den Trecker anlassen. Doch – es passiert nichts, der grüne Trecker macht keinen Mucks. „Verflixt!“, flucht der Bauer und steigt wieder ab. „Was ist denn nun wieder los?“
Natürlich bekommt er keine Antwort, Trecker reden nur, wenn der Motor läuft. Wenn ihnen etwas fehlt, dann fangen sie an zu stottern oder brummen. Ein Trecker, der nicht läuft, kann nicht sagen, was los ist. Der Bauer weiß das eigentlich, trotzdem versucht er es noch einmal: „Kannst du mir mal sagen, warum ich so viel Geld ausgegeben habe für dich und wenn es drauf ankommt, dann springst du nicht an?“
Der Bauer überprüft, ob noch genügend Treibstoff im Tank ist, er öffnet auch die Motorhaube und schaut dort nach dem rechten. Doch er kann machen, was er will, der Trecker schweigt.
Dunkle Wolken ziehen am Himmel auf, in der Ferne hört man schon den Donner grummeln. Ein Gewitter zieht auf.
‚Hol mich hier raus‘, denkt der rote Trecker. ‚Gleich gibt es Regen und dann ist das schöne Heu plitschnass!‘
Genau dieser Gedanke kommt auch dem Bauern in diesem Moment, er rennt in die Scheune, nimmt einen Besen und fegt den kleinen Traktor ab. Das kitzelt, der Kleine muss lachen – aber nur ganz leise. “Lass mich nicht im Stich, Kleiner!“, sagt der Bauer und streicht liebevoll über das Schutzblech. Er überprüft die Reifen, es ist alles in bester Ordnung und etwas Diesel ist auch noch im Tank. Der kleine rote Trecker springt auf Anhieb an und schnurrt wie eine Katze.
Die Heupresse wird angehängt und dann geht es ab zur Wiese, wo schon alle warten. Sie staunen, dass der Bauer mit dem alten Trecker angefahren kommt, aber sie sind so froh, dass er ohne Probleme durch die Reihen fährt und das Heu in Bunde presst.
Rechtzeitig vor dem Regen schaffen sie es alle zusammen, das Heu aufzuladen und zu Hause in der Scheune zu verstauen.
Alle sind froh und besonders froh ist der kleine rote Trecker, der beweisen konnte, dass man auch wenn man schon etwas älter ist und nicht mehr ganz so modern, seine Arbeit tun kann und gebraucht wird.
© Regina Meier zu Verl

Natur, Reiselust, Kreativität

1. Die Buschwindröschen habe ich bei meinem Donnerstags-Spaziergang gefunden heute morgen.
2. Die beiden Karten zeigen wohl, dass ich total gerne mal ein wenig verreisen würde. Es muss nicht weit sein, einfach nur dem Alltag ein wenig entfliehen.
3. Ein wenig zu basteln und zu malen tut mir gut. Dafür bleibt am Abend noch etwas Zeit.
Drei Fotos, drei Sätze dazu – demnächst mehr