Zeit für Nora _ Reizwortgeschichte

Sommer, Meer, blutrot, wunderschön, nachdenken
Das sind die Wörter, die heute in der Geschichte auftauchen sollten.
Lest bitte auch bei meinen Kolleginnen:
Lore und
Martina
was ihnen eingefallen ist. Meine Geschichte heute ist ein Tagebucheintrag, also nicht erfunden, sondern ganz wahr!

Zeit für Nora

„Lagerfeuer!“, ruft Nora und wirft das erste Sofakissen mitten ins Zimmer. Es folgen die acht weiteren, alle blutrot. Das bunte Kissen bleibt liegen, es passt nicht aufs Lagerfeuer. Auf diese Weise hat sich ein roter Berg gebildet, auf dem Nora sich nun niederlässt.
„Schön!“, ruft sie begeistert und klopft neben sich. Ich soll auch kommen. Das ist eines unserer vielen Rituale. Immer, wenn sie zu mir kommt, machen wir das, mal kürzer mal länger. Es gibt so viel zu entdecken und zu spielen für uns, da haben wir oft keine Zeit für lange Sitzungen auf dem Lagerfeuer. Heute aber schon!
Nora möchte ein Buch vorgelesen bekommen, dafür machen wir es uns in den Kissen gemütlich. Sie weiß natürlich, dass man nicht auf einem Feuer sitzen kann. Unser Kissenfeuer ist eine Ausnahme, eine Erzählinsel und rundherum ist das Meer. Manchmal steigen wir in die Fluten und schwimmen eine Runde, dann lassen wir uns anschließend auf dem Kissenberg trocknen. Oder wir grillen ein Würstchen, dafür nutzen wir den Klöppel vom Xylophon, um eine imaginäre Wurst ins Feuer zu halten und verbrennen uns anschließend die Schnuten an der unsichtbaren Delikatesse.
Ich erzähle Geschichten, heute vom Sommer, denn es ist tolles Wetter draußen und wir werden sicher noch rausgehen und Sandkuchen backen, aber zuerst lesen wir noch das Buch vom Drachen Zwiebelzack, der so gern Zwiebeln isst und im Schloss von Libellas Eltern die Köchin unterstützen soll. Nora liebt dieses kleine Büchlein, es ist aber auch wunderschön geschrieben und die Bilder sind einfach klasse.
Wenn ich darüber nachdenke, wie die Zeit mit meinen eigenen beiden Kindern war, dann denke ich, dass ich mit ihnen niemals so viel Zeit hatte, wie heute mit meinem Enkelkind. Natürlich habe ich auch mit ihnen gespielt, aber dabei war ich lange nicht so entspannt, wie heute. Es ist einfach wunderbar und ich bin sehr dankbar, dass ich das erleben darf.
Nächste Woche kommen die Zwillinge schon in die Schule, Lio und Maila. Djamila kommt in die vierte Klasse und Lukas in die siebente. Nora ist kürzlich zwei Jahre alt geworden – die Zeit rast. Ich kann sie nicht festhalten, aber genießen, ja, das kann ich!

© Regina Meier zu Verl

3 Kommentare zu „Zeit für Nora _ Reizwortgeschichte

  1. Wie heißt es so schön, liebe Regina: ‚Nur die besten Mütter werden zur Oma befördert!‘ 🙂
    Ich kenne das aus eigener Erfahrung sehr gut, was du heute beschreibst. Es gibt einen riesen Unterschied zwischen dem Mutter-Sein und dem Oma-Sein und das ist die Zeit. Zum einen haben wir heute mehr davon (obwohl ja auch damals ein Tag schon 24 Stunden hatte ;-)), zum anderen hat diese Zeit uns auch verändert – und ich glaube, davon profitieren unsere Enkelkinder. Und das ganz sicher zur Freude unserer eigenen Kinder. – Danke für den wunderbaren Tagebucheintrag, den ich sehr gerne gelesen habe. – LG und hab einen glücklichen Sonntag! Martina

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  2. Liebe Regina,
    Es ist wunderbar, wenn man so mit einem Kind spielen kann. Es macht einfach glücklich. Ich habe solche Stunden mit dem Nachbarjungen genießen können. Haben leider aus gesundheitlichen Gründen keine eigenen Enkelchen, so war es ein kleiner Enkelersatz.
    Habe mich auf dem Kissenberg gesehen. Wunderbar geschrieben, danke dafür und liebe Grüße von Monika aus Dresden

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  3. Glückliche Oma, die noch von einem blutroten Kissenberg am Boden aufstehen kann. Ich kann es nicht mehr, vielleicht ist es ja ein Glück, dass ich keine Oma werde. Dafür hatte ich aber als Mutter sehr viel Zeit die ersten Jahre für mein Kind. (zwinkern) herzliche Grüße Lore

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