23. Dezember 2021

23. Dezember

So schnell wie an diesem Morgen war Tina noch nie aus ihrem Bett gesprungen. Auch im Bad trödelte sie nicht lang herum.
Nach dem Frühstück fuhr sie dann mit Mama zusammen zur Schule.
Vorher zeigte sie ihr aber noch die beiden Porzellanschilder, die in ihrem Adventspäckchen gewesen waren.
„Weißt du, wofür die Schilder sein sollen?“, fragte sie.
Mama zuckte mit den Achseln.
„Nein, aber hübsch sind sie. Sicher findet sich ein geeigneter Platz dafür“, meinte Mama.
„Oder zwei“, ergänzte Tina. Mama lächelte.
Heute durften auch alle Freunde mit in die Schule, das hatte Tina ihnen versprochen und was man verspricht, das muss man auch halten. Auch an die beiden Freundschaftbändchen dachte Tina. Vielleicht begegnete ihr das Mädchen aus dem Traum. Dem würde sie dann eines davon schenken.
Es war ja nur ein Traum gewesen, doch nach allem, was Tina in diesem Advent schon erlebt hatte, hielt sie selbst das für möglich.

Das Sophienheim lag am Rande der Stadt. Es war ein altes Gebäude, das aussah wie ein richtiges Schloss. Die Kinder staunten, als sie dort vorfuhren. Mit dem Bus waren sie gekommen, denn Timos Vater hatte ein Busunternehmen und hatte den Bus zur Verfügung gestellt. Natürlich fuhr er ihn zur Feier des Tages selbst.
Timo war mächtig stolz auf seinen Papa.
„Habt ihr den großen Garten gesehen?“, rief Sascha. „Da könnte man herrlich Fußball spielen!“, fügte er hinzu.
Als sie die Eingangshalle des Heims betraten, wurden sie von einer jungen Dame erwartet, die jedes Kind mit Handschlag begrüßte.
„Wie schön, dass ihr gekommen seid!“, sagte sie. „Die Kinder freuen sich auf eine Überraschung, aber ich habe noch nichts verraten. Sie sind alle im Speisesaal, kommt mit!“
Die Dame reichte auch Tinas Mutter die Hand. „Könnte ich sie später noch kurz sprechen?“, flüsterte sie ihr zu. „Sicher!“, flüsterte Tinas Mama zurück.
Tina wunderte sich ein bisschen, doch zum Nachdenken blieb nun keine Zeit mehr. Sie betraten den Saal, der wunderschön geschmückt war. Auf den Tischen leuchteten Kerzen und auf jedem Tisch stand ein großer Teller mit Kuchen. Von der Decke des Raumes baumelten goldene Sterne und es roch köstlich nach Zimt und Orangen.
Tinas Mutter packte die Gitarre aus und dann stimmten die Kinder das erste Lied an. Zuerst zaghaft, dann aber immer mutiger stimmten die Kinder des Sophienheimes mit ein. Tina sagte ein Gedicht auf, dann sagte die Lehrerin ein paar Worte und danach wurden die kleinen Geschenke verteilt. Dazu kam jedes Kind nach vorn. Plötzlich stockte Tina der Atem. Da war sie, das Mädchen aus dem Traum. Es kam direkt auf Tina zu und lächelte sie an.
„Hallo, ich bin Moni!“, sagte sie und reichte Tina die Hand.
„Ti-Ti-Tina!“, stammelte Tina und Moni lachte fröhlich.
„Das ist aber ein lustiger Name.“
Da musste auch Tina herzlich lachen.
„Ich habe dir etwas mitgebracht, Moni!“ Tina reichte Moni das Freundschaftsbändchen. „Das ist für dich!“, sagte sie. „Schau, ich habe auch eins!“

Hier geht es morgen weiter …

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