„Neue Woche“ 11

Es gibt keine wesentlichen Änderungen, man könnte meinen, die Zeit sei stehengeblieben, jedenfalls bei allem, was unsere Mutter betrifft. Dinge wiederholen sich immer wieder und vielleicht ist es diese kleine Routine, die sie beruhigt. Die Sache mit den Jalousien ist wie sie ist, immer wieder gehen sie wieder hoch, wenn meine Schwester oder ich wieder weg sind und der Mann gegenüber hat die ganze Nacht das Licht an, das scheint dann so unangenehm ins Zimmer.
Das Mittagessen schmeckt nicht, meist sind es zwei kleine Kartoffeln und ein kleines zähes Stück Fleisch und Bohnen, die sie einfach so von den Sträuchern gerissen haben.
Natürlich ist das nicht so, es kommt meiner Mutter so vor und wir sehen ja auch den Speiseplan, der eigentlich recht ansprechend klingt und man hat die Wahl zwischen 2 verschiedenen Gerichten.
Am Abend bekommt sie ein Fischbütterchen, weil sie Hering in Tomatensauce so mag. Das kann sie jeden Abend essen und vor der Verabschiedung sagt sie immer: Schön, dass du noch gekommen bist. Ich esse gleich mein Butterbrot und dann gehe ich ins Bett da fühle ich mich am wohlsten.
Sie sagt, dass sie kaum schläft und manchmal nachts Klavieretuden übt, so auf der Bettdecke, das geht und hält den Geist fit.
Ach ja, und täglich fragt sie: Wie heißt nochmal das Lied, das der Günter We*wel immer gesungen hat, sing mal eben!
Ich singe: Kein schöner Land in dieser Zeit. – Stimmt ja, sagt Mama dann. darüber denke ich seit Wochen nach!
Positiv ist, dass sie neue Hörgeräte bekommen hat und das ist wirklich eine Erleichterung. Gespräche sind viel weniger anstrengend, wenn man nicht so laut reden muss!

2 Kommentare zu „„Neue Woche“ 11

  1. Gell, man fragt sich, was im Kopf abgeht.

    Mich dünkt alle Zeiten geraten durcheinander. Das Gehirn dreht wie ein Karussel, und manchmal ist eine ganz helle Stelle vorne. Das Gehirn ist ein Wunderwerk, das halt irgendwann müde wird.

    Liebe Grüsse von Regula

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