Oma Betty und die Saatbomben

Von Oma Betty gibt es mittlerweile schon  einige Geschichten, in dieser Episode bastelt Oma Betty Saatbomben mit ihrem Enkelkind. Es lohnt sich, das einmal nachzumachen, mir hat es jedenfalls viel Freude bereitet, mit Saatbomben zu schießen und dann später viele bunten Blumen vorzufinden. Die Bienen hat’s auch gefreut!

Oma Betty und die Saatbomben
Manchmal hat Oma so richtige coole Ideen. Gerade letzte Woche haben wir beide etwas Spannendes gemacht, Bomben gebaut, Saatbomben. Kennt ihr das?
Oma hatte im Gartenmarkt Sämereien für Wildblumen gekauft und Lehmpulver. Wir haben dann zu Hause Gartenerde mit dem Lehmpulver und den Blumensamen vermischt und ordentlich nass gemacht. Das war beinahe so, wie beim Plätzchen backen vor Weihnachten. Viele kleine Kugeln haben wir aus dem Erde-Ton-Samenteig geformt Das war eine ganz schöne Mantscherei, aber es hat Spaß gemacht.
Die Samenbomben haben wir dann auf der Fensterbank zwei Tage trocknen lassen, durch das Lehmpulver wurden sie ganz hart. Dann kam der spannendste Teil der Aktion, das Verteilen der Bomben im Garten. Überall hin haben wir sie geworfen, waren ja schließlich Bomben. Nun sind wir gespannt, wann wir die ersten Blumen entdecken werden. Oma hat gesagt, dass das etwas dauern wird. Geduld ist nicht so meine Stärke, aber was soll’s, warten wir halt ab.
Einige Kugeln habe ich mir gesichert und mit in die Schule genommen. Dort habe ich sie ebenfalls in die Beete geworfen. Heimlich, damit mich keiner dabei erwischt. Ich weiß nämlich gar nicht, ob man das darf. Egal, alle werden sich wundern, wenn dort demnächst überall Wildblumen blühen und die Bienen, die werden sich freuen. Das ist nämlich der Sinn der Sache. Manchmal kann Nützliches so viel Spaß machen, probiert es doch auch einmal aus.
Ich werde berichten, wann ich die erste Kornblume, Margerite, Kleeblüte oder Ringelblume im Garten entdeckt habe, versprochen!

© Regina Meier zu Verl

flower-meadow-3598555_1280
Bildquelle Capri23auto/pixabay

Ich bin nicht allein

Ich bin nicht allein

Dienstag ist Omatag. Einmal in der Woche holt sie mich vom Kindergarten ab und wir unternehmen etwas zusammen. Das finde ich toll. Oma ist auch toll, nur manchmal ist sie etwas streng. Immer dann, wenn ich mal schlechte Laune habe und unbedingt fernsehen will. Das mag Oma nicht. Sie erlaubt es auch nicht. Zuerst bin ich dann beleidigt und heule und quengele herum. Meist, nach ein paar Minuten, geht es dann wieder und ich schleiche mich langsam an Oma heran.

„Sollen wir was spielen?“, frage ich sie. Sofort hat sie Zeit für mich. Manchmal liegen wir einfach auf dem Bauch im Wohnzimmer und spielen mit den Autos. Oma kann tolle Geräusche machen, fast so gut wie ich selbst. Aufheulende Motoren gelingen ihr besonders gut.

Ein anderes Mal geht sie mit mir in die Bibliothek. Ich fühle mich da richtig wohl. So viele tolle Bücher gibt es und ein Kasperltheater. Ich suche die Bücher aus und Oma liest vor. Das macht uns beiden viel Spaß. Ich sehe es an Omas Augen, sie strahlen, wenn sie liest, vor allem seit sie die neue Brille hat und wieder richtig gut gucken kann.

Oma ist schon alt, ungefähr hundert Jahre. Opa auch, aber beide sind noch ganz fit. Sogar Fangen können sie noch mit mir spielen. Meist gewinne ich.  Ist ja auch kein Wunder. Ich habe junge Beine, die laufen schneller, sagt Oma.

Am Sonntag ist Muttertag, da schenke ich Mama ein schönes Bild und Blumen, die Oma für mich pflückt. Das hat sie mir versprochen. Aber Oma ist ja auch eine Mutter, also bekommt sie auch ein Bild und einen dicken fetten Schmatzer. Oma liebt meine Schmatzer, selbst dann, wenn ich Schokolade gegessen habe.  Das sieht dann lustig aus und ich schmatze ihr noch einmal auf die Wange.

Oma hat auch zwei Kinder, meinen Papa und meine Tante Düwi. Die heißt gar nicht Düwi, ich habe sie immer so genannt, als ich noch nicht richtig sprechen konnte. Düwi ist toll und sie bleibt meine Düwi. Aber eine Mutter ist sie noch nicht, sie hat keine Zeit für Kinder, weil sie noch studiert.

Meinen Papa sehe ich nicht so oft, dabei habe ich ihn doch ganz doll lieb. Mama und Papa mögen sich nicht mehr so gern leiden. Ich habe mich daran gewöhnt, weil ich ja noch klein war, als Papa ausgezogen ist. Ich habe ja noch Oma und Opa – und das gleich zwei Mal. Aber das erzähle ich später, jetzt muss ich schlafen.

„Gute Nacht Mama, gute Nacht Omas und Opas, gute Nacht Papa und Tante Düwi!“

© Regina Meier zu Verl

Der musikalische Spatz

Der musikalische Spatz

„Nur eine kleine Geschichte noch, Oma. Dann schlafe ich, versprochen!“
Ich kann dieser Bitte nicht widerstehen und überlege fieberhaft, welche Geschichte ich noch erzählen könnte. Jule kennt sie schon fast alle.
„Erzähl die mit dem Vogel, der sich in deinem Wohnzimmer verirrt hatte!“, bittet Jule und ihre blauen Kulleraugen leuchten.
„Okay, aber nächstes Mal erzählst du sie mir“, schlage ich vor und Jule nickt eifrig.
„Mache ich, einmal musst du sie aber noch erzählen!“
„Eines Abends im Frühling, ich hatte die Balkontür weit geöffnet, besuchte mich ein kleiner Spatz in meinem Wohnzimmer. Er setzte sich auf die Sofalehne und als ich in seine Nähe kam, schlug er vor Angst mit den Flügeln und floh.“
„Warum ist er denn nicht nach draußen geflogen, wenn er doch solche Angst vor dir hatte?“
„Vielleicht wusste er nicht mehr, in welche Richtung er sollte. Deshalb flog er mitten ins Zimmer und setzte sich auf’s Klavier.“
Jule grinst. Sie weiß genau, wie es weitergeht. Sie setzt die Geschichte fort:
„Und weil da gerade die Noten lagen, die du für die Schulaufführung geschrieben hattest, passierte es, dass der kleine Vogel, der ja große Angst hatte, auf das Notenpapier kleckerte!“
Jule lacht. Immer wieder kann sie darüber lachen. Natürlich habe ich ihr das Notenblatt gezeigt, das ich aufbewahrt hatte. Der ängstliche Spatz hatte dort nicht nur einen Klecks hinterlassen, nein, einen ganzen Takt hatte er zugekleckert.
„Du weißt ja, was dann passiert ist, Jule!“
„Ja, Oma, du hast so gelacht, dass der Spatz vor Schreck wieder losflog und den Weg ins Freie gefunden hat und dann hast du das Lied nach ihm benannt, stimmt’s?“
„Stimmt! Wollen wir es singen?“
Jule strahlt und fängt an:
„Ein Spatz, der gerne Lieder mocht‘,
von Menschhand geschrieben,
der kam mal in mein Wohnzimmer,
doch ist er nicht geblieben.
Er kleckerte das Sofa voll,
fast hätt ich ihn gepackt,
da hat er dann vor lauter Angst
aufs Notenblatt ge-kleckert.“

Jule lacht bis ihr die Tränen kommen.
„Das reimt sich nicht, Oma. Es muss doch …“
Ich unterbreche sie, bevor sie es ausgesprochen hat. Wir sind vor Lachen beide völlig außer Atem und plötzlich ist Jule gar nicht mehr müde.
„Mutter, du sollst doch nicht so wilde Geschichten vorm Einschlafen erzählen“, schimpft meine Tochter mit mir und droht mit dem Zeigefinger. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass sie herein gekommen ist.
„Mach ich ja gar nicht“, versuche ich mich zu verteidigen. Jule kommt mir zur Hilfe.
„Mama, lass Oma in Ruhe, die ist cool. Keiner hat eine so coole Oma wie ich – und jetzt raus hier, ich will schlafen!“

© Regina Meier zu Verl

sparrow-1376791_1280
Bildquelle Oldiefan/pixabay

Oma, ich hab dich lieb

Oma, ich hab dich lieb

Ich heiße Hendrik und bin zehn Jahre alt. Ich wohne mit meinen Eltern und Oma in einem Haus, das vor meiner Geburt gebaut wurde. Als ich auf die Welt kam, ist Oma zu uns gezogen. Sie hat auf mich aufgepasst, wenn Mama und Papa arbeiten mussten. Wir sind ein gutes Team, Oma und ich.
Papa sagt immer, dass seine Mutter nicht mehr die ist, die sie mal gewesen ist. Ich verstehe das nicht, sie ist doch immer Oma gewesen und immer habe ich sie lieb gehabt genau wie heute, weil sie doch meine allerbeste Oma ist.
Ich schaue mir alte Fotos an. Fotos, auf denen auch Oma zu sehen ist. Sie sah genau aus wie heute, etwas jünger eben, aber einwandfrei zu erkennen. Bis auf die Haare, die sind jetzt weiß, ist alles wie immer. Sie hat ein herrliches Lächeln auf den Bildern, genau das, was ich an ihr so mag.
Papa sagt auch, dass Oma ihn nicht mehr versteht. Stimmt gar nicht, sie versteht alles. Vielleicht sind ihre Ohren nicht mehr so gut wie früher, aber wenn man laut genug spricht, dann versteht sie alles. Manchmal hilft es, wenn man ihre Hand dabei hält, dann ist sie ganz aufmerksam und hört zu.
Sie ist ein bisschen durcheinander, sagt Papa. Das stimmt. Ich finde das aber nicht so schlimm, eher lustig. Neulich hat sie mit mir ein verrücktes Spiel gespielt. Wir haben so gelacht, Oma hat Humor. Das Spiel ging so: Oma rief: „Oliver, bring mir mal die Wasserflasche!“
„Oma, ich heiße doch nicht Oliver!“
„Nein, wie heißt du denn?“
„Rate!“
„Heißt du vielleicht Egon?“
„Nein, ganz kalt, Egon ist dein Bruder!“
„Oder Manfred?“
„Nein, so heißt doch Papa, dein Sohn!“
„Oder heißt du vielleicht Alfred?“
Ich kann euch sagen, meine Oma hat viele, viele Namen aufgezählt und meiner war nicht dabei. Also habe ich mich im Kreis gedreht und gesungen:
„Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich …“
„Rumpelstilzchen heiß!“ Oma klatschte in die Hände vor Freude. „Siehste, ich weiß es!“
„Aber Oma, ich heiße doch Hendrik!“
„Als wenn ich das nicht wüsste“, sagte Oma und verlangte, dass ich ihr sofort das Märchen vom Rumpelstilzchen vorlesen soll. Das machte ich und sie hörte ganz aufmerksam zu und freute sich so, als am Schluss alles gut ausging.
Oma liebt Märchen. Früher hat sie mir vorgelesen, heute lese ich ihr vor. Das ist doch richtig schön, so kann ich ihr ein wenig von dem zurückgeben, was sie für mich getan hat, oder?

© Regina Meier zu Verl

read-3355287_1280
Bildquelle pasja1000/pixabay

Oma Bettys neuer Hut

Oma Bettys neuer Hut

Lausig kalt war es heute und zu allem Überfluss war für den Nachmittag Regen angesagt. So ein Mist! Dabei hatte ich mich schon so auf den Besuch bei Oma Betty gefreut. Wir wollten einen Herbstspaziergang machen und anschließend im kleinen Café am Tierpark einen leckeren Kakao mit Marshmallows trinken. Das konnten wir nun wohl vergessen.
Ich rief Oma an, als ich aus der Schule zurückkam.
„Hallo Oma. Ich bin ganz traurig, wir wollten doch zum Tierpark!“, sagte ich.
„Ja und, was spricht dagegen?“, meinte Oma und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. „Wir ziehen uns schön warm an und ich führe meinen neuen Regenhut aus!“, sagte Oma fröhlich.
„Klasse!“, rief ich ins Telefon. „Wann soll ich kommen?“
„Du weißt doch, erst mein Mittagsschläfchen, dann bin ich zu jeder Schandtat bereit!“
Mama bestand darauf, dass ich nach dem Essen meine Hausaufgaben erledigen sollte. „Dann hast du den Kopf frei und das tut gut!“, behauptete sie und ich fügte mich. Es war dann auch gar nicht schlimm, irgendwie machte mir die Aufgabe heute sogar Spaß, was nicht immer der Fall ist. Wir sollten alles aufschreiben, was wir am Morgen über den Kürbis gelernt hatten. Da ich gut aufgepasst hatte, fiel es mir nicht schwer und als ich dann zu meinem Text noch einen leuchtend orangen Kürbis dazu gemalt hatte, war ich happy. Die Zeit hatte ich völlig vergessen und als Mama in mein Zimmer kam und mich erinnerte, dass ich doch zu Oma wollte, musste ich mich sputen.
Mit dem dicken Pulli, den Oma mir gestrickt hatte, der wetterfesten Jacke und quietschbunten Socken in Gummistiefeln machte ich mich dann auf den Weg zu Oma. Ich sang fröhlich vor mich hin und ließ keine einzige Pfütze aus unterwegs. Ach, es machte so Spaß so richtig mit Schmackes hinein zu hüpfen. Dabei wurde es immer später, aber das würde Oma mir sicherlich verzeihen.
Dreimal hatte ich bereits an der Haustür geklingelt, doch Oma machte nicht auf. Also ging ich ums Haus herum und schaute im Garten nach Oma. Ich hatte sie schon einige Male gerufen, als sich plötzlich hinter dem Komposthaufen ein dicker Fliegenpilz in Bewegung setzte. Das gab’s doch gar nicht, zum einen nicht so dicke Fliegenpilze und schon gar keine, die laufen konnten. Ich wusste das und trotzdem fuhr mir der Schreck in die Glieder. Da, jetzt kam er auf mich zu. Ich wollte weglaufen, aber meine Beine konnten sich nicht rühren. Jetzt rief der dicke Pilz meinen Namen! „Hallo Mila!“, rief er und nochmal: „Hallo Mila!“
„Oh mein Gott! Fliegenpilze sind gefährlich, aber fressen sie auch Großmütter?“, schrie ich.
„Hä? Was ist denn das für eine Frage?“, sagte der Fliegenpilz und lachte laut.
Ich schwöre, dass ich erst in diesem Moment erkannte, dass da meine Oma vor mir stand, leibhaftig, mit ihrem neuen Regenhut – rot, mit weißen Tupfen. Sie trug ihre weiße Regenjacke und Gummistiefel. Den Hut hatte sie tief ins Gesicht gezogen.
Ich habe Oma nicht verraten, dass ich einen Moment lang richtig Angst gehabt hatte und dicker Fliegenpilz habe ich auch nicht zu ihr gesagt, ehrlich.

© Regina Meier zu Verl

Photo by Mark Bru00fcckner on Pexels.com

Oma Bettys Feenorakel

Oma Bettys Feenorakel

Eine Frau in einem blauen Samtkleid legt den rechten Arm um den Hals eines Einhorns. Sie hat blauschwarze, lange Haare und um sie herum ist ein Leuchten. Die Frau lächelt. Sie schaut aus einer Baumhöhle in die bunte Welt voller Sonnenschein.
„Was macht sie da? Und wer ist sie?“, frage ich Oma Betty. Fasziniert betrachte ich die Karte aus Omas Feenorakel. Morgens ziehen wir beide nämlich immer eine Karte. Gut, nicht immer, aber wenn ich bei Oma bin und da bin ich wirklich gern. Mit Oma ist es nie langweilig.
„Es scheint eine Feenkönigin zu sein!“, sagt Oma. „Schau, sie trägt eine Krone!“
Jetzt sehe ich es auch. Zu ihren Füßen wachsen Pilze, ähnlich wie Fliegenpilze, aber nicht rot mit weißen Tupfen, sondern bunt und in verschiedenen Formen.
„Solche Pilze gibt es ja gar nicht!“, behaupte ich, denn gerade neulich haben wir in der Schule über Pilze gesprochen und verschiedene Arten kennengelernt.
„Das kannst du ja gar nicht wissen.“, meint Oma und betrachtet die Karte noch ein wenig genauer.
„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir nicht einmal etwas ahnen!“
„Meinst du?“, frage ich.
„Weiß ich!“, sagt Oma bestimmt. „Manchmal träume ich von solchen Dingen und wenn es sie nicht gäbe, wo sollten dann meine Träume herkommen?“
Mir fällt ein, was Mama neulich gesagt hat, als sie abends mit Papa in der Küche saß.
„Mutter wird langsam wunderlich!“, hatte sie gesagt und Papa hatte laut gelacht. „Meine Liebe“, hatte er gesagt, „werden wir das nicht alle eines Tages? Ich finde es jedenfalls prima!“
„Dass sie wunderlich wird, oder was?“
„Nein, dass sie so viel Fantasie besitzt und unseren Kindern von einer bunten Welt erzählt. Probleme können sie noch lange genug wälzen!“
Dieses Gespräch habe ich deutlich in Erinnerung und ganz ehrlich: Ich bin froh, dass Oma wunderliche Geschichten erzählt. Ich glaube sogar, dass das meiste von dem, was sie erzählt, wahr ist. Ob es Feen gibt, wie auf Omas Karten, das ist mir gerade piepegal. Ich möchte daran glauben und das ist es, was zählt, oder?

© Regina Meier zu Verl

mushroom-2857847_1280
Bildquelle hschmider/pixabay

Tanzen Engel Cha-Cha-Cha?

Tanzen Engel Cha-Cha-Cha?

„Im Himmel ist Jahrmarkt, die Engel tanzen Cha-Cha-Cha!“, singt Oma Henriette, nicht schön, aber laut.
„Oma, was ist denn Jahrmarkt und was ist Cha-Cha-Cha?“, will die fünfjährige Mila wissen.
„Kind! Das sind schon wieder zwei Fragen!“ Oma Henriette lacht und insgeheim staunt sie über ihre wissbegierige Enkelin, die immer gleich mehrere Fragen stellt.
„Cha-Cha-Cha ist ein Tanz“, sagt sie dann. „Und Jahrmarkt ist ein Rummel, man kann auch Kirmes dazu sagen.“
„Aha“, sagt Mila und überlegt.
„Haben die Engel denn so viel Zeit, dass sie tanzen können?“, fragt sie dann. „Und dürfen sie das überhaupt? Im Himmel tanzen, meine ich.“
„Sicher, warum denn nicht?“, will Oma Henriette wissen.
„Hm! Weil … weil Engel immer brav sind und nur brave Dinge tun. Und …“ Sie weiß nicht weiter.
„Meinst du, dass Engel immer brav sind?“, fragt Oma.
„Ja, das glaube ich. Aber wenn sie tanzen, dann haben sie ja gar keine Zeit, meine Geschenke zu basteln, oder? Basteln dann andere meine Geschenke?“, fragt Mila.
„Wie kommst du darauf, dass Engel Geschenke basteln?“, fragt Oma erstaunt.
„Wer sonst? Glaubst du, Papa schwindelt mich an?“, fragt Mila. „Er sagt immer, ich soll brav sein. Besonders vor Weihnachten. Ein Engel soll ich sein, sagt er, weil die Engel sonst kein Geschenk für mich haben werden.“
Oma Henriette grinst. Dann lacht sie.
„Was ist denn, Oma? Warum lachst du?“, will Mila nun wissen.
„Dein Vater hätte sicherlich niemals ein Geschenk bekommen, wenn die Engel dafür zuständig gewesen wären!“
„Nicht? Mag Papa Engel denn nicht leiden? Ist er böse zu ihnen gewesen? Oder glaubt er nicht an sie? Oder …“ Frage über Frage sprudelt über Milas Lippen und Oma Henriette ruft:
„Halt, Milakind! Das sind noch mehr Fragen als sonst. Wie soll ich die alle beantworten?“
„Eine nach der anderen, Mutter!“
Weder Mila, noch Oma Henriette hatten bemerkt, dass Papa ins Zimmer gekommen war. Oma Henriette wird rot im Gesicht.
„Dein Papa glaubt wohl an die Engel, nicht wahr, Andy?“ Papa nickt.
„Und er glaubt, dass die Engel die Geschenke basteln, oder, Andy?“ Papa nickt wieder. Mila kann sich nicht erklären, warum er bei diesem ernsten Thema so grinst.
„Und dein Papa war immer brav? Meinst du, dass man das so sagen kann, Andy?“, fragt Oma.
Jetzt ist es Papa, dessen Wangen sich röten, bei jedem von Omas Worten mehr, bis er einen tomatenroten Kopf hat. „D-das ist doch schon so lange her“, stammelt er. „Vorbei und vergessen. Außerdem“, er macht eine Pause, sieht Oma bittend an, „ja, außerdem war ich noch so klein … damals …“
Mila lächelt, mit einem sicheren Gespür dafür, wann es genug ist, wechselt sie das Thema.
„Wie tanzt man eigentlich Cha-Cha-Cha? Und haben wir die richtige Musik dafür, Oma?“
Oma springt auf wie ein junges Mädchen, mit sicherem Griff findet sie die CD im Ständer und einen Moment später erklingt das Lied: „Feliz Navidad“
„Darf ich bitten?“, sagt Oma und Papa kann nun nicht anders, als mit seiner Mutter ein beschwingtes Tänzchen zu wagen. Mila findet das super!

© Regina Meier zu Verl

Hier lese ich euch die Geschichte vor.

Photo by Tim Gouw on Pexels.com

Gespräch vor dem Einschlafen

Gespräch vor dem Einschlafen

Ich liege auf der Seite und betrachte meinen Enkel. Wie er da liegt, klein und zart. Er lächelt im Schlaf und ab und zu seufzt er. Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Möchte ihn nicht aufwecken, ihn einfach nur anschauen und den Augenblick genießen.
Ein schönes Einschlafgespräch haben wir geführt. Ich rufe es noch einmal in meine Gedanken zurück, damit ich es nicht vergesse.

„Oma!“
„Ja, was ist denn, Lukas?“
„Wir haben doch einen richtigen Bauernhof, ne?“
Es ist so süß, wenn er hinter jede Frage ein langgezogenes „ne“ hängt, mich rührt das sehr, denn es erinnert mich an die Fragen meiner Kinder vor vielen Jahren. Sie machten das auch.
„Na ja, einen richtigen Bauernhof haben wir nicht!“, sage ich und warte auf die nächste Frage.
„Aber wir haben doch einen Trecker und der gehört mir doch auch, ne?“
„Ja sicher, wir sind ja eine Familie, da gehört dir auch alles was wir haben.“
„Und wir haben ein Pony, ne?“
„Ja, haben wir.“
„Dann sind wir doch ein Bauernhof, ne?“
„Richtige Bauernhoftiere haben wir nicht, keine Kühe, keine Schweine …“, wende ich ein und füge noch hinzu, dass richtige Bauern ihre Höfe bewirtschaften.
„Ja, aber Opa macht doch auch Heu für das Pony, ne?“
„Ja, Zwiebelchen muss ja was zu fressen haben.“
„Oma?“
„Ja?“
„Können wir nicht ein paar Hühner kaufen, dann sind wir auch ein richtiger Bauernhof, ne?“
„Gute Idee, früher hatten wir mal Hühner, das war toll. Jeden Tag gab es ein paar Eier und wir mussten keine mehr kaufen“, fällt mir ein.
„Sollen wir Opa morgen mal fragen, ob er ein paar Hühner haben will?“
„Ja, das können wir machen.“
„Oma, aber wir essen nur die Eier, nicht die Hühner, ne?“

Langsam wird Lukas müde und die Augen fallen ihm zu, ab und zu blinzelt er noch mal und dann lächelt er mich an. Wahrscheinlich wird er von Hühnern träumen und ich überlege mir, wo wir die unterbringen. Der alte Hasenstall ist noch da, den könnte man umbauen. Wie gut, dass Opa Tischler ist, der kann das!

© Regina Meier zu Verl

284