Gespräch vor dem Einschlafen
Ich liege auf der Seite und betrachte meinen Enkel. Wie er da liegt, klein und zart. Er lächelt im Schlaf und ab und zu seufzt er. Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Möchte ihn nicht aufwecken, ihn einfach nur anschauen und den Augenblick genießen.
Ein schönes Einschlafgespräch haben wir geführt. Ich rufe es noch einmal in meine Gedanken zurück, damit ich es nicht vergesse.
„Oma!“
„Ja, was ist denn, Lukas?“
„Wir haben doch einen richtigen Bauernhof, ne?“
Es ist so süß, wenn er hinter jede Frage ein langgezogenes „ne“ hängt, mich rührt das sehr, denn es erinnert mich an die Fragen meiner Kinder vor vielen Jahren. Sie machten das auch.
„Na ja, einen richtigen Bauernhof haben wir nicht!“, sage ich und warte auf die nächste Frage.
„Aber wir haben doch einen Trecker und der gehört mir doch auch, ne?“
„Ja sicher, wir sind ja eine Familie, da gehört dir auch alles was wir haben.“
„Und wir haben ein Pony, ne?“
„Ja, haben wir.“
„Dann sind wir doch ein Bauernhof, ne?“
„Richtige Bauernhoftiere haben wir nicht, keine Kühe, keine Schweine …“, wende ich ein und füge noch hinzu, dass richtige Bauern ihre Höfe bewirtschaften.
„Ja, aber Opa macht doch auch Heu für das Pony, ne?“
„Ja, Zwiebelchen muss ja was zu fressen haben.“
„Oma?“
„Ja?“
„Können wir nicht ein paar Hühner kaufen, dann sind wir auch ein richtiger Bauernhof, ne?“
„Gute Idee, früher hatten wir mal Hühner, das war toll. Jeden Tag gab es ein paar Eier und wir mussten keine mehr kaufen“, fällt mir ein.
„Sollen wir Opa morgen mal fragen, ob er ein paar Hühner haben will?“
„Ja, das können wir machen.“
„Oma, aber wir essen nur die Eier, nicht die Hühner, ne?“
Langsam wird Lukas müde und die Augen fallen ihm zu, ab und zu blinzelt er noch mal und dann lächelt er mich an. Wahrscheinlich wird er von Hühnern träumen und ich überlege mir, wo wir die unterbringen. Der alte Hasenstall ist noch da, den könnte man umbauen. Wie gut, dass Opa Tischler ist, der kann das!
© Regina Meier zu Verl