Was Opa unterwegs so denkt

Was Opa unterwegs so denkt

Opa hatte den alten Bollerwagen mit einem Schaffell sowie bunten Decken und Kissen ausgepolstert. Er stellte eine Tasche mit Leckereien hinein, die Oma liebevoll gepackt hatte. Dann machte er sich auf den Weg, die Enkelkinder abzuholen, die sicherlich schon auf ihn warteten. Es war der vierte Advent und in der Nacht hatte es geschneit, der erste Schnee des Jahres.
Er küsste Oma und versprach, die Kinder gut einzupacken. „Ich würde ja mitkommen“, sagte Oma. „Aber du weißt ja, es gibt noch so viel zu tun vor Weihnachten und dann muss ich ja auch noch dem Christkind helfen, die Geschenke zu verpacken!“
„Ja, ja, hilf du nur dem Christkind. Ich werde schon fertig mit den beiden Spatzen. Sie werden viel Spaß haben, wenn sie meinen Bollerwagen entdecken!“, sagte Opa, setzte seine Mütze auf und machte sich auf den Weg. Oma winkte ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Dann ging sie ins Haus zurück und machte sich gleich an die Arbeit. Im Kühlschrank wartete noch ein Plätzchenteig, den würde sie zuerst verarbeiten.
Opa wählte den Weg am See vorbei. Wie schön es dort aussah, alle Bäume waren mit einer Zuckerschneeschicht bedeckt und der See lag ganz still da. Um diese frühe Morgenzeit gab es auch noch keine Spaziergänger, nur einzelne Tierspuren im Schnee wiesen darauf hin, dass Opa nicht ganz allein war. Trotzdem fühlte er sich ganz und gar unbeobachtet und fing an zu singen: „Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See!“ Wie gut das heute passte. Opas Herz machte einen freudigen Hüpfer, ganz nah fühlte er sich in diesem Moment dem Christkind und dem Weihnachtsgedanken zum Fest seiner Geburt.
Er erinnerte sich daran, wie es früher gewesen war, als er selbst noch ein Kind war. Die Heimlichkeiten rund um das Weihnachtsfest und die Aufregung kurz vor dem Fest fielen ihm wieder ein. Er wollte seinen Enkelkindern gern auch dieses Weihnachtsgefühl vermitteln, doch immer, wenn er ihnen vom Christkind erzählen wollte, dann wehrten die Eltern ab. „Lass doch Vater, das ist nicht mehr zeitgemäß“, meinten sie und das konnte er gar nicht verstehen. Vom Weihnachtsmann sprachen sie. Er bringe die Geschenke und er komme durch den Kamin. Opa gefiel das nicht, aber er musste sich fügen und so hielt er seine Erzählungen zu Weihnachten eher neutral.
Vom Frieden erzählte er und von der Liebe, vom Zusammenhalt in den Familien und von der Barmherzigkeit anderen Menschen gegenüber. Trotzdem liebten die Kinder seine Erzählungen aus der Zeit, in der er selbst noch Kind war und er würde es sich nicht verbieten lassen, davon zu erzählen. So wie Oma sich nicht verbieten ließ, dem Christkind zu helfen.
Es hatte wieder angefangen zu schneien. Wie gut, dass er an die Mütze gedacht hatte, denn er hatte nur noch wenige Haare und da fror man schnell am Kopf. Fröhlich marschierte er durch die verzauberte Landschaft und gelangte an die kleine Brücke unter der lustig ein kleines Bächlein dahinhüpfte.
„Hoffentlich bleiben mir noch ein paar Jahre“, dachte er wehmütig, denn wie das so ist, wenn das Herz besonders bewegt ist, dann kommt auch die Angst dazu, dass es vielleicht das letzte Mal sein könnte. „Ach, mir geht es doch gut!“, sagte Opa laut, um sich selbst zu beruhigen. Er war gesund und was sollte schon passieren?
Wieder fing er an zu singen. „Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind!“, sang er und es tat ihm gut, die alten Lieder zu singen. Seine Wangen röteten sich vor Freude und wer ihn an diesem Morgen am See gesehen hätte, der hätte einen älteren Herrn erkannt, der glücklich das Weihnachtsfest erwartete.
Als er in die Straße einbog, in der seine Tochter mit ihrer Familie wohnte, sah er schon von weitem die Kinder am Fenster. Sie drückten ihre Näschen an die Scheiben und als sie ihn mit seinem Bollerwagen entdeckten, war die Freude groß. Sofort verschwanden die kleinen Gesichter am Fenster und im nächsten Moment öffnete sich die Haustür und sie stürmten ihm entgegen.
„Papa, da bist du ja!“, rief seine Tochter und schnell scheuchte sie die Kleinen wieder ins Haus. „Zuerst die Jacken anziehen, sonst erkältet ihr euch noch. Der Opa kommt ja rein zu uns!“
Aber das war Wunschdenken. Es war nicht daran zu denken, den Opa hereinzubitten. Die Kinder waren außer Rand und Band und sie wollten endlich los, mit diesem wunderbaren Gefährt.
Also wurden beide warm eingepackt und mit ein paar Ermahnungen konnten die Drei sich auf den Weg zu Oma machen.
„Wir kommen später nach! Ich muss zuerst noch dem Christkind etwas helfen“, versprach Mama. Auch sie winkte, bis Opa und Kinder nicht mehr zu sehen waren, genau wie ihre Mutter am Morgen, dachte Opa und was hatte sie gerade gesagt? Sie wollte dem Christkind helfen?
Opa grinste, eine breites zufriedenes Grinsen, das anhielt, bis er mit den Kindern bei Oma zu Hause angekommen war. Zwischendurch hatte er aber den Enkelkindern die Schönheit der morgendlichen Schneelandschaft gezeigt und das Lied vom Christkind, das alle Jahre wiederkommt hatten sie auch gelernt.

© Regina Meier zu Verl

Oma Socke*

Oma Socke
In unserer kleinen Stadt kannte sie jeder. Ihren richtigen Namen wusste aber fast niemand, jeder nannte sie Oma Socke. Vermutlich hatte sie für jedes Kind unserer Stadt und manchen Erwachsenen Socken gestrickt und diese Socken waren die besten und wärmsten der Welt. Ich weiß das genau, denn auch ich habe so ein Paar Socken besessen und sie gehütet wie meinen Augapfel.
Ihr denkt jetzt sicher, dass es ganz großer Quatsch ist, denn auch andere Menschen können Socken stricken und sogar die gekauften Socken wärmen die Füße und erfüllen ihren Zweck. Aber es ist wirklich kein Blödsinn, den ich euch heute hier erzähle. Das kann mir kein geringerer als der Nikolaus selbst bestätigen. Fragt ihn, wenn ihr ihn in diesem Jahr irgendwo treffen solltet. Ich bin davon überzeugt, dass ihr mir dann glauben werdet.
Was aber war das Geheimnis dieser bunt geringelten Strümpfe? Lange wusste ich das auch nicht, bis ich es vor vielen Jahren erfahren habe. Damals besuchte ich Oma Socke regelmäßig, denn sie konnte nicht nur stricken, nein, sie erzählte auch ganz wunderbare Geschichten. Ich liebte Geschichten und da meine Oma gestorben war, was mich lange Zeit sehr traurig machte, schickte meine Mutter mich zu Oma Socke. Was besseres hätte mir nicht passieren können, denn wenn ich bei ihr war, vergaß ich für eine Weile meine Trauer und irgendwann nahm ich Oma Socke beinahe wie eine eigene Oma an. Das tat uns beiden sehr gut, denn Oma Socke hatte selbst keine Enkelkinder.
„Warum wärmen deine Socken viel besser als alle anderen Socken der Welt?“, fragte ich sie eines Tages. Oma Socke lächelte, zierte sich aber noch ein wenig, mir das Geheimnis anzuvertrauen.
„Wenn ich es dir erzähle, dann ist es ja kein Geheimnis mehr!“, sagte sie. „Aber, ich bin eine alte Frau und vielleicht sollte ich es wenigstens dir erzählen, damit es nicht in Vergessenheit gerät, wenn ich einmal nicht mehr da bin.“
Dieser Satz machte mir ein wenig Angst, denn Oma Socke hatte ja wohl nicht vor, meiner richtigen Oma in den Himmel zu folgen?
„Du musst bei mir bleiben!“, sagte ich deshalb traurig und das Geheimnis war auf einmal gar nicht mehr so wichtig. „Ich brauche dich doch!“
Oma Socke standen Tränen in den Augen. Dabei hatte ich sie gar nicht traurig machen wollen, ich hatte doch nur eine Frage gestellt und nun waren wir beide kurz vorm Weinen.
„Ist schon gut, wir müssen ja alle mal gehen!“, sagte sie und dann lächelte sie wieder. „Pass auf, ich erzähle dir jetzt, warum meine Socken so beliebt sind. Sie haben außer der Wolle zwei Zutaten, die sie so besonders machen.“
Das klang geheimnisvoll und ich wollte nun unbedingt wissen, welche Zutaten das waren. Irgendwie klang das lustig, wie beim Backen.
„Und? Was waren das für Zutaten?“, fragte ich.
„Die erste ist die Liebe!“, sagte sie und strich liebevoll über den fast fertigen Strumpf, den sie gerade in Arbeit hatte. „Man muss beim Stricken Freude empfinden und liebevoll an denjenigen denken, für den sie bestimmt sind!“
Das konnte ich verstehen, schon deshalb, weil in meinem Zimmer ein Bild hing, auf dem folgender Spruch stand: Was man mit Liebe tut, wird immer gut! Mama hatte mir das erklärt und seitdem machte ich sogar meine Hausaufgaben mit Liebe, dann ging es mir viel leichter von der Hand. Ich sagte jetzt nicht „Ich liebe dich“ zum meinen Matheaufgaben, das wäre doch zu viel des Guten gewesen. Aber ich ging mit Freude an die Sache und Freude und Liebe liegen ja eigentlich ganz nah beieinander, oder?
„Und? Die zweite Zutat?“, fragte ich ungeduldig.
„Die habe ich vom Nikolaus empfohlen bekommen!“, behauptete Oma Socke. „Warte, ich zeige es dir!“ Sie griff nach ihrem Haarknoten, löste ihn und ihre weißen Haare fielen über ihre Schulter. Wie ein Engel sah sie plötzlich aus. Ich hätte niemals gedacht, dass Oma Socke so lange Haare hatte. Sie griff ein einzelnes Haar und zog es mitsamt der Wurzel aus. Aua! Dann nahm sie ihr Strickzeug, legte das Haar über den linken Zeigefinger, zusammen mit dem Wollfaden, und strickte es in die nächsten Maschen mit ein.
Dann erklärte sie: „Der Nikolaus hat einmal einige Paare Socken bei mir bestellt, die waren für eine arme Familie bestimmt. Am Nikolausabend wollte er die Socken in deren Stiefel stecken. Aber vergiss nicht, sagte er zu mir, eines deiner Haare in jedem Socken mit zu stricken. Das wärmt besonders gut, der Winter wird hart! Selbstverständlich habe ich seinen Wunsch erfüllt und seitdem stricke ich in jede Socke ein Haar von mir mit hinein! So ist das!“
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich erstmal sprachlos war. Aber ich weiß genau, dass es stimmt, denn, wie gesagt, ich hatte auch mal ein Paar Socken von Oma Socke, das ich gehütet habe wie meinen Augapfel.
Jetzt kennt ihr das Geheimnis der besten Socken der Welt. Vielleicht strickt ihr ja auch, dann strickt doch mal ein eigenes Haar mit ein, vielleicht funktioniert es bei euch auch – und: vergesst die Liebe nicht!

© Regina Meier zu Verl
Hier lese ich dir die Geschichte vor

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Bildquelle ArtTower/pixabay

Engel unter sich (ein kleines Hörspiel für Zwei)

Wolkenhimmel

Zwei Engel, ein junger und ein älterer, sitzen auf einer dicken Wolke. Es ist kurz vor Weihnachten. Die beiden ruhen sich aus, denn sie haben für die Festvorbereitungen kräftig gearbeitet.

Kleiner: Na du!

Großer: Na du? Was soll das denn heißen?

Kleiner: Wollte nur mal Hallo sagen, mir ist so langweilig hier!

Großer: Mmh, ja, ein bisschen langweilig ist mir auch! Hast du denn auch schon alle Aufgaben erledigt?

Kleiner: Klar, ich war in diesem Jahr in der Backwerkstatt. Ich kann dir sagen: tonnenweise Mehl haben wir da verarbeitet. Junge, war das eine Arbeit!

Großer: Ein bisschen Respekt bitte, ich bin kein Junge, ich bin ein Engel, ein alter dazu.

Kleiner: Sorry, habe ich doch nicht böse gemeint. Weißt du, ich mag dich doch!

Großer: So? Mmh, ja, wie soll ich es sagen?

Kleiner: Sag einfach wie dir der Schnabel gewachsen ist …

Großer: Ich habe aber keinen … ach egal. Ich wollte sagen, dass es mich freut, wenn du mir sagst, dass du mich magst! Hat mir lange keiner mehr gesagt!

Kleiner: Oh, dann wurde es ja Zeit. Sollen wir ein bisschen singen?

Großer: Ach nein, weißt du, meine Stimme ist etwas kratzig. Früher konnte ich schön singen, da war ich sogar im Engelchor. Ach, was haben wir schöne Konzerte gegeben.

Kleiner: Toll. Ich spiele in diesem Jahr im Orchester mit, darauf freue ich mich schon sehr. Morgen haben wir wieder eine Probe. Ich muss gleich noch ein bisschen üben. Spielst du mit?

Großer: Ich kann das nicht und um es zu lernen bin ich wohl schon zu alt! Schade!

Kleiner: Ach was, du bist doch nicht alt. Alles kann man lernen, man muss es nur wollen!

Großer: Meinst du?

Kleiner: Meine ich!

Der junge Engel zieht seine Flöte hervor und einen Putzstab. Er fängt an, das Instrument zu reinigen.

Großer: Was machst du da?

Kleiner: Ich reinige meine Flöte, weißt du, sie muss von innen immer gut ausgewischt werden, sonst verändert sich das Holz und dann klingt sie nicht mehr schön. Wenn ich gleich fertig bin, dann zeige ich dir, wie man spielt!

Großer: Ach, das ist vergebliche Liebesmüh, das lerne ich nie. Bin viel zu alt dafür!

Kleiner: Jetzt hör aber auf, ständig mit deinem Alter zu kokettieren. Du bist nicht alt, nur älter als ich und was macht das schon?

Großer: Wenn du meinst!

Kleiner: Meine ich!

Der junge Engel reicht dem Alten die Flöte und zieht eine weitere Flöte hervor.

Kleiner: Zuuuufällig habe ich noch eine Flöte, die ist schon sauber. Wir können also loslegen.

Großer: Loslegen? Ich?

Kleiner: Ja pass auf, ich zeige es dir. Du musst den linken Daumen schön dicht auf das Daumenloch legen, guck hier hinten …

Großer: Okay, das klappt. Und dann?

Kleiner: Dann legst du den Zeigefinger auf das oberste Loch, den Mittelfinger auf das nächste und immer so weiter, bis alle Finger auf der Flöte sind. Mach mal!

Großer: So? Mach ich das richtig? Aber ich höre gar nichts!

Kleiner:Haha, du bist mir ja einer. Du musst oben reinpusten, sonst hört man natürlich nichts, ist doch klar!

Großer: Ach so, ja, warte, ich versuche es mal! (Er spielt ein paar Töne) Klingt schaurig! So wird das nichts, glaube ich!

Kleiner: Nicht so ungeduldig – wir haben ja etwas ganz Wichtiges vergessen!

Großer: Was denn?

Der kleine Engel fasst in seine Tasche und holt etwas Sternenstaub heraus, er pustet ihn über beide Flöten!

Kleiner: So, nun kann es losgehen, was spielen wir?

Großer: Weiß ich doch nicht, sag du!

Kleiner: Für den Anfang was Leichtes … eins, zwei drei vier

Die beiden spielen „Alle Jahre wieder“, es klappt ganz gut!

Großer: Ich bin beeindruckt, das hätte ich nicht gedacht, dass das so gut klappt.

Kleiner: Du bist eben cool!

Großer: Cool?

Kleiner: Talentiert, meinte ich.

Großer: Meinst du?

Kleiner: Meine ich!

Sie nehmen wieder die Flöten. der Kleine zählt an. Sie spielen: Hört der Engel helle Lieder, es klingt wunderbar.

Kleiner: Ich werde vorschlagen, dass du im Orchester mitspielen kannst!

Großer:Das wäre wunderbar. Schon immer wollte ich in einem Orchester mitspielen. Danke, kleiner Engel, du bist …

Kleiner: Cool?

Großer: Ja, genau!

Kleiner: Wenn du meinst!

Großer: Meine ich!

© Regina Meier zu Verl

Engel der Obdachlosen

Vorwort:
Die Geschichte stammt aus einer Sammlung mehrerer Geschichten rundum den Advent und Weihnachten. In der Rahmenhandlung befinden wir uns in einem Café und dort treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Insgesamt sind es 20 Begegnungen, eine davon möchte ich hier vorstellen.

„Engel der Obdachlosen“

Heute ist es ruhig im Café. Ein jüngerer Mann sitzt an einem Tisch in der Nische, er scheint nervös zu sein, denn immer wieder schaut er auf seine Uhr. Sarah bringt ihm einen Kaffee und ein großes Glas Wasser. Auf ihre freundlichen Worte reagiert er kaum. Nach einer Viertelstunde betritt ein weiterer, älterer Man den Raum, schaut sich suchend um und begrüßt dann den Jüngeren. Sarah hört, wie er sich vorstellt. Die beiden Männer kennen sich also nicht persönlich. Auch er bestellt einen Kaffee. Sie sprechen leise miteinander, doch als das Gespräch in Fluß kommt, schnappt die junge Kellnerin einige Sätze auf, die sie dazu veranlassen, sich diskret zurück zu ziehen.

„Er hat oft von Ihnen gesprochen, wissen Sie?“
Siegfried Müller schüttelte den Kopf.
„Wie soll ich das wissen, ich habe ihn ja gar nicht gekannt!“
„Entschuldigen Sie, das war gedankenlos!“ Herr Stein hob bedauernd die Hände, überlegte einen Moment und fuhr dann fort:
„Vielleicht sollte ich einfach von vorn anfangen, also von unserer ersten Begegnung. Sie sollen alles erfahren, was ich über ihn weiß!“
„Gut, erzählen Sie einfach. Ich bin sehr dankbar, dass ich durch Sie etwas von meinem Vater erfahren werde.“
„Es war ein Sonntag, Anfang Dezember 1985. Es hatte schon seit Tagen gefroren und die Bäume waren über und über mit Raureif bedeckt. Sie glitzerten in der Morgensonne. Herrlich sah das aus. Ich ging mit meinem Hund im Park spazieren. Damals konnte man die Hunde einfach so laufen lassen, ohne dass man damit rechnen musste, eine Strafe zu bekommen. Heute geht das ja nicht mehr, ist ja auch richtig so. Aber ohne den alten Bruno hätte ich Leo, Ihren Vater, wohl niemals kennengelernt. Mein Hund lief immer ein Stückchen voraus, aber ich musste nur kurz pfeifen, dann kann er zu mir zurück. Nicht so an diesem Tag. Ich machte mir schon Sorgen, da ich ihn seit einigen Minuten nicht gesehen hatte, als er plötzlich anschlug. Irgendetwas hatte er entdeckt und nun wartete er auf mich, um es mir zu zeigen.
Auf einer etwas abgelegenen Bank saß Leo, völlig in sich zusammen gesunken. Ich dachte schon, dass er tot sei, weil er sich gar nicht rührte. Aber er war nur starr vor Angst und Kälte, wie sich später herausstellte. Ich nahm meinen Bruno an die Leine und sprach Ihren Vater an. Nie werde ich diesen traurigen Blick vergessen. Mir war klar, dass es mit einem netten Gespräch nicht getan war, dieser Mann war in Not und ich musste handeln. Ich lud ihn also ein, eine Tasse Kaffee bei mir zu trinken, da ich ja ganz in der Nähe wohnte. Ich nahm seinen Rucksack, hielt den Bruno an der kurzen Leine und ging los. Er stand schwerfällig auf und folgte mir, oder seinem Rucksack, der scheinbar sein ganzes Hab und Gut enthielt. Bis dahin hatte er noch kein einziges Wort gesprochen. Ich weiß nicht, wie es kam, dass ich ihm sofort vertraute und nicht einen Gedanken daran verschwendete, was passieren könnte, wenn ich ihn in mein Haus einlud. Ich schätzte ihn auf ungefähr fünfzig Jahre. Später stellte sich dann erst heraus, dass wir beide im gleichen Jahr geboren waren, 1950. Na ja, das machte wohl das Leben auf der Straße, das einen altern lässt. Die Kälte, die Nässe, die unregelmäßigen Mahlzeiten. Damals lebte er ja schon fünf Jahre von der Hand in den Mund, ein schreckliches Schicksal, dachte ich mir.“
Friedrich Stein nahm einen Schluck Kaffee und winkte die Kellnerin heran, um sich ein Wasser zu bestellen.
„Entschuldigen Sie, mein Mund ist ganz trocken vom vielen Erzählen“, sagte er und dann ging es weiter.
„Meine Frau hatte das Frühstück vorbereitet, als wir beide zu Hause eintrafen. Auch für sie war es keine Frage, dass er mit uns essen und trinken sollte. Man merkte allerdings, dass er selbst ein Problem damit hatte und es schlecht annehmen konnte. Er sprach nicht viel, bedankte sich aber höflich und man konnte merken, dass er, wie man so sagt, aus gutem Hause kam. Wir stellten ihm keine Fragen, obwohl mir vieles auf den Lippen brannte. Bescheiden aß er und trank seinen Kaffee. Dann erhob er sich und verabschiedete sich. „Ich danke Ihnen Herzen!“, sagte er noch. Dann nahm er seinen Rucksack, zog seinen alten Parka an und wollte das Haus verlassen. „Warten Sie!“, rief meine Frau und verschwand im Wohnzimmer. Kurz darauf kam sie mit einem Paar Stricksocken und selbst gestrickten Fausthandschuhen zurück. „Die habe ich für unseren Kirchenbasar gestrickt!“, sagte sie und drückt ihm die Wollsachen in die Hand. „Die werden Sie wärmen!“
Leo nahm beides an, dann verließ er das Haus und wir sahen ihn einige Tage nicht mehr. Jeden Morgen im Park hielt ich nach ihm Ausschau, ich machte mir Sorgen. Ich war ja zu der Zeit noch berufstätig und war morgens immer nur kurz mit Bruno im Park. Ingrid, meine Frau, gab mir jeden Morgen ein Paket mit Broten mit, falls ich ihn treffen sollte. Das legte ich dann auf die Bank, an der wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Das Proviantpaket war stets am nächsten Tag verschwunden.“
Jakob Stein machte eine Pause. Er schaute den Jüngeren an und erkannte die Züge des Vaters in dessen Gesicht.
„Hat er sie genommen?“, fragte Siegfried Müller.
„Ja, das habe ich aber erst später erfahren. Er schellte eines Tages an unserer Tür und brachte einen Blumenstrauß für meine Frau und eine Flasche Wein für mich. Ich habe mich so gefreut, ihn zu sehen, dass ich ihn erneut einlud, zu bleiben und ein wenig von sich zu erzählen. Er berichtete, dass er sich endlich Hilfe gesucht habe und nun in einem Heim für Obdachlose untergekommen war. So musste er den Winter nicht draußen verbringen. Mittlerweile war es ja bitterkalt geworden. Es war ein paar Tage vor Weihnachten.“
„Von welchem Geld hat er Blumen und Wein kaufen können? Wissen Sie das?“
„Ja, er fand einen Job. Als Weihnachtsmann verkleidet zog er durch die Straßen und wenn es zu kalt war, dann hatte er seinen Platz im Eingangsbereich des Kaufhauses. Eine Agentur hatte ihn vermittelt. Ich habe dort mal nach ihm geschaut. In seinem Kostüm war er kaum zu erkennen. Es fiel mir auf, dass seine Augen strahlten, wenn die Kinder ehrfürchtig vor ihm standen. Er hat das sehr genossen, ich hatte sogar das Gefühl, dass er glücklich war.“
Siegfried Müller lächelte. Es tat gut, zu hören, dass der Vater irgendwie die Kurve bekommen hatte.
„Leider war das ja ein Job auf Zeit. Wer braucht schon nach Weihnachten einen Weihnachtsmann, nicht wahr?“
„Wie ging es weiter?“, fragte der Jüngere ungeduldig.
„Gesehen habe ich ihn danach nur noch ein paar Mal. Er kam zu uns und bat meine Frau, ihm das Socken stricken beizubringen! Diese warmen Socken haben ihm so gut geholfen damals, dass er auch anderen damit helfen wollte. Die beiden haben dann im Wohnzimmer gesessen und gestrickt. Er hatte das sehr schnell begriffen. Irgendwann konnte er es ganz allein. Meine Frau hat ihm dann noch jede Menge an Restwolle geschenkt und dann haben wir ihn aus den Augen verloren.“
„Hat er Ihnen erzählt, warum er uns damals verlassen hat?“, fragte Siegfried Müller mit Tränen in den Augen.
„Nein! Wir haben auch nicht gefragt. Wir hatten Angst, dass wir ihn damit verschrecken würden. Ich habe nur immer wieder gespürt, dass er eine große Sehnsucht nach Ihnen hatte. Er war aber wohl zu stolz, um Kontakt zu Ihnen aufzunehmen. Ich habe angenommen, dass Ihre Mutter ihn sehr verletzt haben muss.“
Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Dann suchte Herr Stein etwas in seiner Brieftasche und beförderte schließlich einen alten Zeitungsartikel hervor mit der Überschrift „Leo, der Engel der Obdachlosen“. Er gab dem Jüngeren den Artikel, der über einen Obdachlosen berichtete, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Obdachlosen seiner Stadt mit selbstgestrickten Socken zu warmen Füßen zu verhelfen.
„Behalten Sie den Ausschnitt, vielleicht finden Sie ihren Vater ja dadurch. Ich fand diesen Bericht erst im letzten Jahr in unserer Heimatzeitung!“
„Ich danke Ihnen so sehr, lieber Herr Stein. Ich werde ihn suchen und vielleicht habe ich ja das Glück, ihm hiermit ein wenig näher gekommen zu sein!“
Die beiden Männer tauschten noch ihre Adressen aus, dann verließen sie das Café, beide in der Hoffnung, dass sie der Weihnachtsfreude noch ein Stück weit näher gekommen waren.

(c) Regina Meier zu Verl

Die drei Glocken

Die drei Glocken

Im ersten Türchen fanden wir eine kleine goldenen Glocke und hörten die Geschichte vom Glöckchen, das im Glockenturm einer kleinen Bergkapelle sein Zuhause gehabt hatte. Am Sonntag vor dem Gottesdienst ertönten immer die beiden großen Glocken und der Klang des kleinen Glöckchens ging darin unter, so dass niemand hören konnte, welch silberhelles Stimmchen die Kleine hatte. Trotzdem läutete sie voller Inbrunst, denn sie wusste, dass sie wie Lie-be klang, Lie-be, Lie-be, Lie-be. War das nicht das Wichtigste auf der Welt? Die Liebe!
„Spiel dich nicht so auf, Kleine, tönte die dicke Glocke, die alle anderen übertönte. Es ist der Glaube, der am wichtigsten ist. Ja, ja, der Glaube!“ Sie legte sich noch einmal so richtig ins Zeug und die Kinder, die vor der Kirche standen legten die Hände auf die Ohren, so laut war sie.
„Und was ist mit mir?“, fragte die dritte Glocke, die ein wenig kleiner war als die Dicke, aber immer noch laut genug, um die kleine Glocke zu übertönen. „Ich bin die Hoffnung und ohne die Hoffnung geht gar nichts!“
Es stimmt nicht, dachte die kleine Glocke, aber sie schwieg. Wusste sie doch genau, dass die Liebe, war sie als Glöckchen auch noch so klein, die Größte von allen war, was ihre Bedeutung betraf. Aber sie liebte ja ihre beiden Freunde und deshalb ließ sie diese gewähren.
Langsam klangen sie aus, die Gottesdienstbesucher waren alle in der Kirche, als die Hoffnungsglocke leise sagte: „Bald ist wieder Weihnachten, ich hoffe sehr, dass es friedlich sein wird, hier und überall auf der Welt!“
„Das möchte ich so gern glauben“, flüsterte die Glaubensglocke. „Aber denkt doch mal an die vielen traurigen Erlebnisse dieses Jahres. Da kann einem angst und bange werden, findet ihr nicht auch?“
Beinahe hätten die beiden anderen Glocken genickt, aber das durften sie nicht, weil sie erst am Ende der Sonntagsfeier wieder läuten durften.
„Vielleicht“, wisperte die kleine Glocke, „vielleicht sollten wir einmal alles anders machen, nicht mehr schweigen und uns fügen, sondern die Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig Glaube, Liebe und Hoffnung sind. Was meint ihr?“
„Sie hat recht!“, meinte die Dicke und auch die Mittlere stimmte zu. „Ja, wir sollten nicht mehr schweigen. Kleine Glocke, fang du an und wir stimmen dann leise mit ein. Wie findest du das?“
So kam es, dass die kleine Glocke zunächst ganz allein ihr Lie-be, Lie-be, Lie-be erklingen ließ, ganz fein und leise klang das und die Menschen horchten auf. Und als die mittlere Glocke einstimmte, da staunten alle, die es hören konnten und das war weithin möglich. Schließlich setzte die große Glocke ein und man hörte das Geläute der drei weit über den Ort hinaus. Die Menschen blieben stehen und lauschten andächtig.
„Jetzt kann Weihnachten werden!“, sagte der alte Michel, der zum ersten Mal nach vielen Jahren ein Lächeln auf den Lippen hatte. „Glaube, Liebe und Hoffnung, diese drei“, flüsterte er und schaute glücklich in den Winterhimmel.

© Regina Meier zu Verl

Die drei Glocken – Bild Regina Meier zu Verl (nach einem Tutorial von happypaintingclub)

Mika rappt ein Weihnachtslied

Mika rappt ein Weihnachtslied

Es war Dezember. Draußen war es dunkel und kalt, aber in den Zimmern war es mollig warm und gemütlich. Überall im Wohnzimmer leuchteten Kerzen. Mama stand auf und ging ans Klavier, sie klappte den Deckel auf, stellte ein Notenbuch auf die Ablage und sagte:
„Spielt jemand mit?“ Erwartungsvoll sah sie uns an. Papa und Mika rührten sich nicht. Ja, sie taten so, als hätten sie nichts gehört. Das machten sie immer so und ich, Ela, war dann wieder diejenige, die Mama nicht enttäuschen wollte. Also stand ich brav auf, holte die Querflöte aus meinem Zimmer und stellte mich hinter Mama ans Klavier.
Wir spielten »Alle Jahre wieder« zum Aufwärmen, das konnten wir schon lange, hatten es sogar im letzten Jahr beim Weihnachtskonzert in der Kirche vorgetragen. Papa summte ein wenig mit, nur Mika daddelte auf seinem Handy herum.
„Was jetzt?“, frage Mama, als wir alle drei Strophen gespielt hatten.
„Stern über Bethlehem!“, schlug ich vor. Das war noch ein Lied aus dem Weihnachtskonzert.
„Jetzt mal ganz was anderes“, meinte Papa und stand auf, nahm seine Gitarre, stimmte sie kurz durch und schlug ein paar Akkorde an.
„Wir sollten mal selbst was erfinden, die alten Weihnachtslieder sind schön, aber es dürfte auch mal was schönes Neues geben, findet ihr nicht auch?“
Mika legte sein Handy zur Seite. „Dann brauchen wir aber einen Text, ich könnte was rappen!“, schlug er vor.
„Ja, los, mach mal!“, ich war begeistert, fand es ziemlich cool, wenn mein Bruder rappte.
Papa bestimmte die Tonart, schlug einen Akkord an und dann
warteten wir gespannt, was Mika einfallen würde. Der hatte sich eine Cellophantüte genommen, in der vorhin noch Plätzchen gewesen waren. Er fasste sie an beiden Enden und ließ sie, wie eine Ziehharmonika, immer wieder von innen nach außen schnellen. Dabei entstand ein interessantes raschelndes Geräusch, das nun den Takt vorgab, dann legte er los:
Der Lebkuchenkerl war ein Genuss,
besonders gut war sein Zuckerguss,
rosa und mit Silberliebesperlen
schmeckt er nicht nur Chikas,
sondern auch uns Kerlen!
Mama kicherte.
„Mach direkt noch einmal, das war gut!“, sagte sie. Papa gab noch einmal den Akkord vor und schlug ihn rhythmisch weiter, Mika begann zu rappen und Mama legte eine leise Melodie über das Ganze. Das klang mega!
„Jetzt du, Ela!“, meinte Papa, aber das war gar nicht so einfach. Schließlich hatte ich keine Noten und einfach so etwas zu spielen, das fand ich noch zu schwer. Aber Mama hatte die Lösung, sie schrieb mir ein paar Töne auf einen Zettel und dann probierten wir alle zusammen.
Ich sag’s euch, das klang echt cool und noch cooler war, das Mika noch eine zweite Strophe einfiel:
Der Lebkuchenkerl ist nun längst verdaut,
zu gern hätte ich ihn nochmal angeschaut.
Das Lied hier ist für dich,
du süßer rosa Kerl,
sag mal, denkst du auch an mich?

Ich weiß nicht, wie oft wir das Lied an diesem Abend noch gespielt haben, es wurde von Mal zu Mal besser und wir hatten wirklich einen Mega-Spaß. Zu Weihnachten in der Kirche werden wir es aber wohl eher nicht vortragen, oder was meint ihr?
© Regina Meier zu Verl

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Mit Blaulicht durch den Schnee

Mit Blaulicht durch den Schnee
Was für eine Freude machte es, durch den, noch unberührten Schnee zu gehen. Die ersten Fußspuren vorsichtig in das Weiß zu drücken, bevor es ein anderer tat, das war herrlich. Es hatte die ganze Nacht geschneit, genauso wie die Wetterfrösche es vorausgesagt hatten. Dabei meinte Opa immer, dass die gar keine Ahnung haben.
»Hey, die haben Ahnung, die haben das studiert», pflegte Oma dann zu sagen und damit hatte sie vermutlich recht. Der Beweis lag hier vor mir, in Form einer weißen Schneedecke. Ich malte ein Herz in den Schnee.
»Das ist für dich, Oma!“, sagte ich und malte gleich noch eines daneben, für Opa. Die würden staunen, wenn sie es erblickten. Seit die beiden Rentner waren, schliefen sie morgens immer ein bisschen länger. Ich war schon immer ein Frühaufsteher und konnte es kaum erwarten, den anderen den Schnee zu zeigen. Mama war schon im Bad, jedenfalls brannte dort Licht. Papa hatte Nachtdienst gehabt. Sicher hatte er den Schnee gesehen, als er von der Arbeit heimkam. Jetzt musste er schlafen und wir alle verhielten uns leise, bis er wieder wach war. Meine große Schwester hatte bei ihrer Freundin übernachtet. Die Mädchen wollten Weihnachtsgeschenke basteln.
Und ich hatte gestern stundenlang an meinen Adventskalendern gemalt, meine Eltern und meine Großeltern sollten nämlich jeweils einen bekommen. Das war viel Arbeit, vierundzwanzig kleine Bilder pro Kalender anzufertigen. Schön sollten sie sein und bunt und fantasievoll. Am Anfang war das noch leicht. Ich hatte mir einfach vorgestellt, wie sich Menschen und Tieren aufmachten, um in Bethlehem dabei zu sein, wenn Jesus geboren würde. Dazu hatte ich mir kleine Geschichten ausgedacht. Gestern hatte ich zwei Krankenwagen-Bilder gemalt, obwohl diese Fahrzeuge eigentlich mit dem Gang nach Bethlehem gar nichts zu tun hatten. Damals gab es noch keine Autos. Aber ich bin so ein großer Fan, will sogar einmal Rettungssanitäter werden, wenn ich groß bin. Deshalb dachte ich mir, dass der Krankenwagen einfach für mich dazu gehört, und das verpacke ich dann folgendermaßen: Auf dem Weg kommt eines der Tiere ins Stolpern und bricht sich ein Bein und das muss dann mit den Krankenwagen ins Hospital gefahren werden, damit das Bein eingegipst werden kann. Kann man doch machen, oder?
Sie werden alle staunen, ganz bestimmt und das ist doch das Wichtigste. Ich selbst war auch schon gespannt, ob ich einen Adventskalender bekommen würde und was es für einer sein wird in diesem Jahr. Aber jetzt sauste ich erstmal durch den Schnee, im Garten immer außen herum, damit ich die schönen Herzen nicht zertrample, dabei rief ich laut: „Tatüüüü, Tataaaa!“ Ihr wisst schon.

© Regina Meier zu Verl

Kiefernzapfen – jede Menge

Kiefernzapfen, jede Menge

Leo und Lina haben Kiefernzapfen gesammelt. Sie tun geheimnisvoll, als Mama fragt, was sie denn mit den vielen Zapfen basteln wollen.
„Das wirst du dann schon sehen!“, sagen sie und kichern. „Auf jeden Fall wird nichts gebastelt, wir helfen der Umwelt!“, behaupten sie und ziehen sich mit ihren Zapfen ins Gartenhaus zurück.
„Mama wird staunen“, freut sich Lina. „Und Papa und Oma und Opa auch.“
Leo kichert wieder. „Alle werden sie staunen. Bald.“
Lina schüttelt entschieden den Kopf.
„Von bald kann keine Rede sein. Du hast doch gehört, was Herr Norden gesagt hat, es braucht viel Geduld!“
Jetzt kommen die Jogurtbecher zum Einsatz. Tagelang haben Lina und Leo gesammelt.
„Dann erfüllen sie wenigstens noch einen Zweck!“, hatte Leo gemeint, denn zu viele Plastikbecher sind nicht gut für unsere Umwelt und Mama war dazu übergegangen, Jogurt in großen Gläsern zu kaufen, die man wiederverwenden konnte. Gut so.
Die Geschwister haben jeden Becher, den sie noch erwischen konnten, an sich genommen, denn sie haben viele Tannenzapfen gesammelt, die verarbeitet werden wollen. Wenn sie Glück hatten, dann würde aus jedem Zapfen in den Joghurtbechern ein kleines Tannenbäumchen heranwachsen. So viele Tannen!
„Ob unsere Becher da überhaupt reichen?“ Besorgt blickt Lina auf die Bechersammlung.
Die beiden Kinder füllen die Becher mit Gartenerde und legen dann jeweils einen Tannenzapfen auf die Erde. Anschließend besprühen sie jeden Zapfen mit Mamas Blumenspritze, die sie heimlich „ausgeliehen“ haben und schon bald ist ein kleines Tannenzapfenwäldchen entstanden. Jetzt kommt das Moos zum Einsatz, das sie im Garten gefunden haben und nun liebevoll auf die Erde rundum die Zapfen legen.
„Sie sollen sich doch wohlfühlen!“, meint Lina.
„Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen“, sagt Leo und Lina grinst.
„Leo, du weißt doch, dass wir viel Geduld brauchen werden, das geht nämlich nicht so ruckzuck, es braucht Zeit!“, klärt Lina ihn nochmals auf.
„ Stimmt!“ Leo nickt und klatscht voller Vorfreude in die Hände.
„Mama wird staunen. Ein tolles Geschenk wird das sein. Ein wundertolles sogar. Ich …“ Er bricht ab, blickt über den Gartentisch, der fast ganz zugestellt ist mit Bechern, in denen auf Erde Tannenzapfen thronen, und wird blass. „Wo sollen wir die denn vor Mama verstecken? Es sind ja so viele!“
Aufgeregt blickt er seine Schwester an.
„Wir erteilen ganz einfach „Gartenhausverbot“, bis Weihnachten sind es ja noch ein paar Wochen, vielleicht zeigen sich dann schon die ersten Sprösslinge.“, sagt Lina bestimmt.
„Und du meinst, dass Mama sich einfach so an das Verbot halten wird?“ Leo ist skeptisch.
„Sie muss!“, ruft Lina. „Wir machen ein Schild an die Tür und wir bitten Opa um Hilfe, der muss aufpassen, dass Mama nicht heimlich ins Häuschen geht!“
„Puh! Das wird schwer!“ Leo blickt seine Schwester zweifelnd an. „Was, wenn Mama nochmal im Garten arbeiten will?“
„Es ist Winter! Da hat Mama nichts mehr im Garten zu tun.“ Lina ist sich sicher.
Leo ist es nicht. Er denkt an die Tulpen- und Narzissenzwiebeln, die gestern in einem Paket gekommen sind und die Mama noch „in die Erde bringen will“, wie sie selbst gesagt hat.
„Dann decken wir den Tisch einfach ab mit einer großen Plane! Ich frage mal Opa, der hat immer gute Ideen!“, sagt Lina und Leo ist stolz auf seine Schwester. Meist hat sie eine Lösung, wenn ein Problem auftritt, auch wenn die Lösung immer wieder Opa heißt!
„Bei den Blumenzwiebeln können wir ja helfen!“, beschließen die Geschwister und dann machen sie sich auf zu Opa.
„Kinder! Kinder!“, sagte Opa später. „Ihr macht Sachen! Hmm! Lasst mich nachdenken.“
Er runzelt die Stirn und denkt nach. Lange. Und Lina und Leo runzeln auch die Stirn und denken auch nochmal nach.
„Wie viele Bäumchen habt ihr nochmal gepflanzt?“, fragte Opa dann. „Und wo im Garten wollt ihr sie später, nach Weihnachten, pflanzen?“
„24 sind es!“, sagt Lina stolz.
„Hinter dem Rasen in die Blumenbeete. Dort ist Platz!“ sagt Leo.
„Hm!“ macht Opa wieder. „Und wie groß werden eure Tannen einmal sein? Übrigens sind es keine Tannen, sondern Kiefern!“
„Sehr groß!“, freut sich Lina.
„Wie ein kleiner Wald!“, ruft Leo.
„Hm!“ Mehr sagt Opa nicht mehr und Lina sieht plötzlich einen großen, dichten Wald, der hinter dem Rasen hoch und dunkel aufragt. Gigantisch sieht der aus. Ein bisschen unheimlich auch. Und plötzlich gefällt ihr die Idee mit den vielen Tannen gar nicht mehr.
„Hm!“, sagt auch sie. „Ich glaube, so viele große Tannen würden Mama keine Freude machen.“
„Aber 24 kleine schon“, wirft Leo schnell ein. „Ein paar könnten wir ja auch verschenken.“
„Das ist eine gute Idee“, findet Lina. „Da es genau 24 Zapfen sind, können wir an jedem Tag im Advent eines verschenken.“
Genauso machen es die Geschwister und viele, viele Leute in der Nachbarschaft freuen sich, als es bei ihnen klingelt und die beiden Kinder mit einem Zapfenbecher vor der Tür stehen und singen:
„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter!“

© Regina Meier zu Verl

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Helene und die Puppenfamilie

Helene und die Puppenfamilie

Früher hat Tante Helene noch bei uns gewohnt. Sie war Omas Schwester, unverheiratet, ein altes Fräulein, sagte Opa immer und kniff ein Auge zu. Das bedeutete für mich, dass ich das nicht sagen durfte, altes Fräulein. Irgendwann wurde Tante Helene dann krank und Opa sagte: „Der liebe Gott hat das alte Fräulein zu sich geholt!“
Daran erinnere ich mich noch gut und auch an den leckeren Butterkuchen, den es zum Kaffeetrinken nach der Beerdigung gab. An die leise Klaviermusik, die oft aus ihrem Zimmer tönte, kann ich mich noch gut erinnern. Grieg und Schumann und Tschaikowsky, das waren ihre Lieblingskomponisten und sie hatte von ihnen eine Unmenge Schallplatten. Was aus ihnen wohl geworden ist? Immer, wenn ich heute die vertrauten Stücke höre, stelle ich mir diese Frage. Und nicht nur diese.
Damals war ich ein Kind, oft bekam ich keine Antworten auf meine Fragen; von Tante Helene sowieso nicht. Die war schweigsam. Aber man konnte in ihrem Gesicht lesen. Oft hatte sie so ein feines Lächeln, dass mir ganz warm wurde, wenn ich sie anschaute. Oma sagte immer: Helene ist so ganz anders als ich. Ich glaube, sie denkt, sie sei was Besseres.
Was sie damit meint, habe ich damals nicht verstanden. Tante Helene war für mich eine alte Frau, aber sie war schön. Eine schöne alte Frau mit den schneeweißen langen Haaren, die sie zu einem locker gebundenen Knoten trug – und manchmal, an Wochenenden, ließ sie sie auch lang über den Rücken hängen. So schöne lange weiße Haare, fast bis zu ihrem Po.
Ich habe Zöpfe geflochten und mit bunten Schleifen zugebunden, oder sie wie eine Krone um den Kopf gewickelt. Dann die Zöpfe wieder gelöst und das seidige Haar sanft gebürstet. Tante Helene hat das sehr gefallen, das hat sie jedenfalls gesagt. Sie war geduldig und nahm sich die Zeit für mich. Das tat mir gut. Überhaupt war ihr Zimmer für mich immer wie eine Zufluchtsburg. Ärger oder Unfriede fanden hier kein Einlass und immer, wenn ich mit meinen Eltern Krach hatte, suchte ich bei ihr Unterschlupf. Mama und Papa wirkten so spießig gegenüber Tante Helene, die doch viel älter war als sie und als spätes Fräulein in den Augen der Leute doch die Spießige war. Falsch.
Es war ein paar Tage vor Weihnachten, als ich wieder einmal in Tante Helenes Zimmer auf dem Boden saß und mit meinen Puppen spielte. Ich redete immer mit ihnen. Meine Ursula, die größte der Puppen, war die Mutter, Heidi und Susi spielten die Kinder. Alle Puppen waren von Oma eingekleidet worden, trugen wollene Unterhosen und Hemden, Rüschenkleider mit adrettem Kragen, Kniestrümpfe und winzig kleine Lederschuhe. Es fehlte nur noch der Vater, doch den hatte ich nicht. „Es gibt keine Vater-Puppen“, hatte mir Mama immer wieder erklärt und ich fand das ehrlich blöde. Zu einer richtigen Familie gehörte ein Vater. Das war nun einmal so. Aber Mama ließ nicht mit sich reden und deshalb bettelte ich schon seit dem Sommer bei Tante Helene, dass sie mir zu Weihnachten eine Vaterpuppe schenkte.
„Ich werde sehen, was ich machen kann. Aber eigentlich bringt ja das Christkind die Geschenke, nicht wahr?“, fragte sie mit einem Augenzwinkern.
Das stimmte. Ich wollte ein bisschen schmollen, denn irgendwie verließ ich mich auf Tante Helene mehr, viel mehr als auf das Christkind. Das war so und das war für mich auch das Gute und Wichtige, das mich zu ihr hinzog. Ich konnte ihr vertrauen.
Als der Heiligabend endlich gekommen war, platzte ich fast vor Ungeduld. Ich hatte meine Puppen besonders hübsch angezogen und frisiert und auch mich selbst hatte ich herausgeputzt. Meine Haare trug ich auf die gleiche Art und Weise hochgesteckt, wie Tante Helene und mein schönes Kleid hatte die Tante mir gekauft.
Papa spielte „Ihr Kinderlein kommet“ auf dem Harmonium und dann durfte ich das Wohnzimmer betreten. Und dann, ja, dann hatte ich all die Lieder, die ich gelernt hatte, vergessen. Ich konnte nichts anderes tun als auf die Geschenke zu starren, die unter dem Christbaum lagen. Vor allem zwei große, längliche Pakete hatten es mir angetan. Zwei Pakete? In meinem Kopf rasten die Gedanken und endlich, endlich war es soweit. Bescherung! Und ich hatte recht gehabt: es waren zwei Pakete mit zwei Puppen. Mit einer Papapuppe nämlich und einer Tantenpuppe, denn die, so sagte Mama, gehörte schließlich auch in eine richtige Familie, so wie Tante Helene zu uns gehörte.
Das war das letzte Weihnachtsfest, das sie mit uns verbrachte und ich bin so froh, dass Mama das damals gesagt hat, denn es hat Tante Helene sehr gutgetan. Meine Tantenpuppe sitzt noch immer auf meinem Sofa, ich bringe es nicht übers Herz, sie in die Kiste zu den anderen zu räumen. Irgendwann werde ich selbst Kinder haben, die können dann damit spielen, vorausgesetzt ich werde kein altes Fräulein, wie Tante Helene. Ich muss lächeln, bei dem Gedanken, denn manchmal wäre ich so gern wie sie, ja, ganz bestimmt!

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Das Cello gibt den Ton an

Das Cello gibt den Ton an

Alle Kinder hatten sich auf der Bühne in der Schulaula versammelt. Auf den Notenständern waren die Noten für das Weihnachtskonzert aufgestellt. Heute nun sollte die erste Probe sein.
„Hat jeder Schüler zu Hause geübt?“, fragte Herr Koch, der Musiklehrer, nachdem er einige Male mit dem Taktstock auf sein Pult geklopft hatte, um Ruhe in die Gruppe zu bringen.
Gemurmel, einige Kinder zeigten auf. Nach und nach fragte Herr Koch ab, was sie zu sagen hatten.
„Ich konnte nicht üben, weil meine kleine Schwester Mittagsschlaf halten musste!“, sagte Kai, der immer eine Ausrede hatte. Seine Geige hatte er vorsichtshalber noch gar nicht ausgepackt.
„Und du, Lisa? Was hast du für eine Ausrede? Hatte deine Flöte etwa Husten?“, fragte Herr Koch verärgert.
Alle lachten, nur Lisa nicht. Der stiegen die Tränen in die Augen. So gern wollte sie das Solo in einem Lied spielen, sie hatte so viel geübt, aber es gelang einfach nicht.
„Ich, ich …“, stammelte sie und lief rot an. „Ich habe jeden Tag eine Stunde geübt, aber meine Flöte schafft die hohen Töne einfach nicht!“, versuchte sie zu erklären.
Plötzlich redeten alle durcheinander. Wieder klopfte Herr Koch auf das Dirigentenpult.
„Meine Lieben, so wird das nichts! Fangen wir also mit einer Tonleiter an, aber zuerst muss gestimmt werden. Alexander, gib uns bitte ein A!“
Alexander saß am Flügel. Zaghaft schlug er eine Taste auf dem Flügel an.
„Etwas lauter, bitte!“, rief Herr Koch.
Alexander schlug noch einmal den Ton an, diesmal etwas kräftiger.
„Jetzt die Geigen!“, rief Herr Koch. Außer Kai gab es noch zwei Schüler, die Geige spielten. Oh weh, das klang furchtbar. Herr Koch musste eingreifen. Sorgfältig stimmte er die Geigen.
„Jetzt die Flöten!“, ordnete Herr Koch an und auch die klangen einfach nur schrecklich.
„Lisa, du musst ein wenig kräftiger spielen, Anja, zieh bitte den Flötenkopf ein Milimeterchen heraus!“ Es dauerte eine Weile, bis Klavier, Geigen und Flöten ein einigermaßen sauberes A miteinander spielen konnten. Dann war Herr Koch zufrieden.
„So, nun du!“ Christine strich mit dem Bogen über die A-Saite ihres Cellos, ganz sanft machte sie das. Dann prüfte sie die anderen Saiten, stimmte ein wenig nach, indem sie vorsichtig an den Wirbeln drehte, schließlich nickte sie zufrieden.
„Wunderbar!“, rief Herr Koch, er stellte sich wieder hinter seinem Dirigentenpult auf.
„Fangen wir an!“, sagte er. „Eine Tonleiter in F-Dur bitte!“
„Häh?“, rief Niels, der eine Triangel in der Hand hielt.
„Du natürlich nicht, Niels!“ Herr Koch raufte sich die Haare, das hatte er sich einfacher vorgestellt.
Es dauerte eine ganze Schulstunde, bis endlich jeder begriffen hatte, was eine F-Dur-Tonleiter ist und wie man die spielen musste. Eine weitere Stunde brauchten sie dafür, das erste Weihnachtslied miteinander zu spielen, so, dass es jeder erkennen konnte.
Wenn Herr Koch gewusst hätte, dass es schlimmer kommen sollte, hätte er wohl schon nach diesen zwei Stunden aufgegeben, aber noch hatte er die Hoffnung, dass sie alle gemeinsam das schon schaffen würden mit der nötigen Ruhe und Geduld.

„Was für ein Chaos! Ich finde diesen Blödsinn sehr ermüdend!“, sagte das Cello, als die Instrumente in der Pause allein in der Aula waren.
„Ganz meine Meinung!“, krächzte die Bratsche, auf der niemand spielen wollte. Es gab aber auch keinen Schüler, der das gekonnt hätte. Schon aus diesem Grund war die Bratsche mächtig verstimmt.
„Wir sind quietschfidel!“, jubilierten die Blockflöten, die sich einbildeten die schönsten Instrumente überhaupt zu sein.
„Liebe Freunde, ich möchte euch folgenden Vorschlag machen, damit wir alle doch noch unseren Spaß haben“, sagte das Cello geheimnisvoll. Es wurde ruhig im Saal, alle waren gespannt darauf, was das Cello zu sagen hatte.
„Wenn die Pause gleich vorbei ist und der Lehrer wieder Anweisungen gibt, dann spielen wir einfach alle zusammen das schöne Weihnachtslied ‚Alle Jahre wieder‘, in F-Dur, versteht sich. Wir achten gar nicht darauf, was die Kinder tun, sondern setzen uns durch! Was meint ihr?“ Gespannt schaute das Cello seine Freunde an.
„Das wird ein Spaß!“, jubelte eine der Geigen. „Ich kann es kaum noch erwarten!“
„Ja, ja, ich will aber auch mitspielen“, trommelte das Schlagzeug, das ganz hinten in einer dunklen Ecke stand. Zum Weihnachtskonzert hatte man es nicht dazu gebeten. Unverschämtheit!

Dann ertönte der Schulgong, die Pause war vorbei. Als wäre nichts gewesen, warteten die Instrumente still an ihrem Platz. Die Schüler stürmten in die Aula und nahmen ihre Plätze ein, auch Herr Koch kam aus dem Lehrerzimmer zurück.
Er klopfte mal wieder auf sein Dirigentenpult.
„So, wir spielen nun das Lied ‚Lasst uns froh und munter sein‘. Konzentriert euch, ich will keinen schiefen Ton hören!“, verkündete er und hob die Arme, zählte bis vier und gab den Einsatz.
Es ertönte ‚Alle Jahre wieder‘ und das klang so schön, dass Herr Koch vergaß, dass er ein ganz anderes Lied gewünscht hatte. Der Lehrer strahlte, wunderte sich aber über den leichten Rhythmus, der vom Schlagzeug kam. Irgendwie ging doch alles nicht mit rechten Dingen zu, oder?
Es war ihm egal – so schön klang das und das Orchester spielte immer weiter, längst waren drei Strophen gespielt, aber es ging weiter und weiter, mal jubilierten die Flöten im Vordergrund und dann wieder die Geigen und das Cello trug die Melodie sanft und sicher, in der sechsundzwanzigsten Strophe erklang sogar ein Schlagzeugsolo, wer immer das auch gespielt hatte, der verstand sein Fach.

Wieder ertönte der Schulgong, der das Ende der Stunde ankündigte – oder war es der Wecker von Herrn Koch und er hatte das alles nur geträumt? Keine Ahnung!

© Regina Meier zu Verl

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