Linus, das Bobbycar und Opa Baumann

Linus, das Bobbycar und Opa Baumann

Linus hat sein Bobbycar direkt neben Papas Auto geparkt. Er steigt ab, steckt die Hände in die Hosentaschen und betrachtet die beiden Fahrzeuge.
„Na, Linus, welches Auto gefällt dir besser?“, fragt Opa Baumann, der nebenan wohnt und gerade im Garten nach dem rechten schaut.
„Meins“, antwortet Linus. „Nein, das von Papa. Ist doch klar!“ Er überlegt und sieht den alten Nachbarn nachdenklich an.
„Nein, auch nicht“, meint er dann leise. „Dein Auto ist das Tollste. Weil es so alt ist und so toll rappelt, wenn der Motor läuft.“
Opa Baumann grinst und freut sich. Er liebt sein Auto und es macht ihn stolz, dass auch Linus erkannt hat, was für ein tolles Gefährt er besitzt. Trotzdem schmeichelt er dem Jungen: „Weißt du, Dein Auto, lieber Linus, ist aber das umweltfreundlichste von allen.“
„Um…welt…freund…lich?“, fragt Linus langsam und er denkt dabei über jede Silbe nach. Er hat das Wort schon oft gehört, aber so ein bisschen hat er lieber nicht hingehört. Es ist kein spannendes Wort und irgendwie auch langweilig und das sagt er gleich auch laut. Doch dann überlegt er: Freund ist drin in dem Wort, Freunde mag Linus. Und Welt ist ebenfalls drin. Die Welt ist schön, findet Linus. Ja, und spannend ist sie auch, die Welt! Ja, das gefällt ihm. Linus nickt.
„Das passt auch zu meinem Auto. Es ist das schönste auf der Welt und irgendwie ist es nun auch mein Freund.“ Er lacht. „Sag, Opa Baumann, ist dein Auto auch dein Freund?“
Opa Baumann nickt auch. „Aber so was von! Viel haben wir beide in vielen Jahren schon erlebt. Das kannst du mir glauben.“
„Erzähl doch mal!“, fordert Linus Opa Baumann auf. Der überlegt einen Moment, dann lächelt er und sagt eine Weile gar nichts. Linus stubst ihn an. „Na?“, fragt er ungeduldig.
„Ach so, ja, warte, wie fange ich denn an?“, fragt er grinsend.
„Am Anfang, Opa Baumann, immer am Anfang fängt man an!“
„Stimmt, du Schlaubär, einen Anfang braucht jede Geschichte, denn sonst könnte man sie nicht erzählen, nicht wahr?“ Opa Baumann nimmt die Mütze ab und kratzt sich erst einmal am Kopf. „Also, das war schon verrückt, denn eigentlich wollte ich kein Auto haben. Doch ein Auto schon, aber nicht diese Kiste. Sie war nämlich …“ Er lacht. „Rosa war sie. Mädchenrosa!“
„Iiiiiiigittigitt!“, kreischt Linus. „Mädchenrosa?“
„Ja, ganz ehrlich, aber ich habe schnell gehandelt und Abhilfe geschaffen. Später war er dann Grün, der Oskar!“
„Oskar? Heißt er so?“, Linus ist verwundert. Das hat er ja gar nicht gewusst!
„Klar! Grün kann nur Oskar heißen, denn Oskar ist auch grün“, sagt Opa Baumann.
Das versteht Linus gerade gar nicht. „Ein Oskar kann doch keine Farbe sein.“
„Doch! Oskar war mein Schmusetier, als ich so alt war wie du, und das war grün. Ein grüner Drache.“
„Verstehe! Und nun ist er nicht mehr grün, sondern blau – wie heißt er denn jetzt?“, will Linus wissen. Er streicht liebevoll über den Kotflügel des alten Autos.
„Gib du ihm einen Namen, irgendwann wird er ja dir gehören, mein Junge!“, sagt Opa Baumann. „Ich werde ihn gut pflegen und hegen, damit du noch viel Freude an ihm hast.“, verspricht er dem Jungen.
Linus springt vor Freude in die Luft. „Das ist toll!“, ruft er. „Ich bekomme einen uralten Mercedes und er wird blau bleiben und er wird Opa Baumann heißen!“
Opa Baumann lacht. Das gefällt ihm und der Linus, der gefällt ihm sowieso, der wird schon gut auf sein altes Auto aufpassen. Ein bisschen Zeit hat er noch, bis er ihn fahren darf. Und dann … wird Opa Baumann seinen Führerschein vielleicht abgeben, aber so ganz genau weiß er das noch nicht!

© Regina Meier zu Verl

3 Kommentare zu „Linus, das Bobbycar und Opa Baumann

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