Leichenschau
Eine Oma aus der Nachbarschaft war gestorben. Früher wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt und blieben dann bis zur Beerdigung in den Familien. Meine Freundin Anne und ich hatten davon gehört, wir waren damals so ungefähr acht Jahre alt. Wir haben unsere Fahrräder genommen und sind zu dem Hof geradelt, um uns die tote Oma anzuschauen. Wir haben geklingelt, man ließ uns gucken. Mich hat es nachhaltig beeindruckt, wie friedlich sie da lag, mit gefalteten Händen und völlig entspannten Gesichtszügen. Mama hat sehr geschimpft, als wir heimkamen. „Sowas tut man nicht!“, hat sie gesagt. Also ich schon, ich tu sowas.
100 Wörter
Ich erinnere mich, dass der alte Kaplan im Chlösterli aufgebahrt war. Seine Nase war so gross. Etwa um die selbe Zeit verstarb die Tochter einer Freundin meiner Mutter. Das Mädchen war zu Hause aufgebahrt. Das ganze Zimmer war voller Blumen. Es sah sehr schön aus. Friedlich und stimmig.
Liebe Grüsse von Regula
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Für mich selbst kann ich mir das nicht vorstellen, ich möchte nicht, dass man mich anschaut, wenn ich gestorben bin. Aber es kann sehr stimmig sein, bei der alten Dame habe ich das auch so empfunden.
Danke, Regula! Liebe Grüße
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Wenn ich tot bin darf man mich gerne anschauen, dann merke ich das ja nicht mehr, ist aber heute so, dass man gleich abgeholt wird, meistens heut ins Krematorium. Eine saubere Sache gegenüber den abartigen Erdbestattungen. Mein Mann ist in einer Urnenwand. Dort komm ich auch mal hin
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Ich kenne das auch, meine Mutter wurde auf dem Lande auf gebart. Ich fand es schrecklich. Auch mein Bruder.
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Jeder empfindet es anders und das ist auch gut so. Als Kind hatte ich keine Scheu vor der Toten, im Gegenteil, es war schön, wie sie so friedlich da lag. Später, als mein Vater verstorben war, war er in der Kapelle aufgebahrt, das war ganz anders, ich war dabei, als er starb, aber als ich ihn nach Stunden dann aufgebahrt sah, war er nicht mehr der Gleiche. So empfand ich es jedenfalls!
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Die toten verändern ihr Aussehen. Ich hatte eine Schwägerin vor vielen Jahren. Die hatte Krebs in starb. Nach dem sterben sah sie aus wie ein junges Mädchen mit zufriedenen Gesicht. Der Tod kann auch ein Freund sein
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Bei uns im Dorf existiert eine Geschichte, die sich aber vor meiner Geburt schon abgespielt hat. Vom Bauern gegenüber war der Opa verstorben und auf der Diele aufgebahrt worden.
Dummerweise gab es genau zu dem Zeitpunkt ein heftiges Unwetter, der aus dem Gebirgszug kommende Bach lief über und was soll ich sagen: die Diele wurde überschwemmt.
Der Sarg mit dem Opa schwamm in dieser Sturzflut herum, es war wochenlang DAS Thema im Ort.
Bei allen möglichen Gelegenheit kramen die alten Leute bis heute diese Story hervor, wenn der (inzwischen teilweise kanalisierte) Bach überläuft.
Meine Mutter und Schwiegermutter habe ich auch noch aufgebahrt verabschiedet, aber in der Friedhofskapelle. Es war für mich persönlich eine Erleichterung, beide so friedlich zu sehen, ohne Spuren ihrer Kämpfe in ihren letzten Lebenstagen. Aber es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, ob man das ertragen kann, und das ist auch vollkommen in Ordnung.
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Dass man sehr lange darüber geredet hat, das kann ich gut verstehen. Es ist ja auch eine sehr außergewöhnlich, anrührende Geschichte.
Es ist schön, dass es für dich ein eher positives Erlebnis war, dich von Mutter und Schwiegermutter zu verabschieden und du beide als friedlich und entspannt wahrgenommen hast.
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Ja früher war das üblich, die Verstorbene wurde aufgebahrt im Haus. War auch gut so. Heute wird die Leiche sofort entsorgt. Ist nicht so schön
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