Die Elfe Sumsinella wird Patentante
Im Garten war ein Specht eingezogen. Eigentlich mochte Sumsinella ihn ganz gern. Sie bewunderte sein herrliches Gefieder und die kräftige Schwanzfeder, mit der er sich am Baumstamm abstützte, während er in die Baumrinde hackte.
Schon vor ein paar Tagen war die Klopferei losgegangen. Der Specht hatte sich eine Bruthöhle in den Stamm gemeißelt.
„Wird der denn nie fertig mit seiner Hämmerei? Das geht mir echt auf die Nerven!“, schnatterte Günter und legte seine Flügel über die Ohren.
„Das kann ich dir auch nicht beantworten!“ Sumsinella war ärgerlich, denn sie komponierte gerade ein Sommerlied und konnte sich gar nicht richtig auf die Melodie konzentrieren. Immer wieder brachte das Klopfen des Spechtes sie aus dem Takt.
„Sag doch mal ehrlich, sind wir Gänse nicht nette Tiere? Wir machen nicht solch einen Lärm wie der da!“ Günter schüttelte unwillig den Kopf und versuchte immer wieder, sich irgendwie die Ohren zuzuhalten. Wenn das so weiterging, dann musste er sich etwas überlegen, was besser helfen könnte.
„Vielleicht sollte ich mir Maiskörner in die Ohren stopfen“, überlegte er.
Sumsinella lachte.
„Das ist aber eine richtig blöde Idee, mein lieber Günter. Man darf sich nichts in die Ohren stecken, das ist gefährlich!“
„Mache ich ja auch nicht, aber der Specht, der nervt!“
„Stimmt!“, sagte Sumsinella. „Wir sollten mal mit ihm reden!“
„Gute Idee, aber das musst du allein machen, ich komme nicht auf den Baum“, gab Günter zu bedenken.
Sumsinella flog zum Spechtbaum und setzte sich auf den Ast über der Bruthöhle.
„Hallo du!“, begann sie das Gespräch. Der Specht ließ sich nicht beirren und bearbeitete weiter die Baumrinde.
„Ich spreche mit dir“, rief Sumsinella so laut sie konnte. Der Specht klopfte weiter. Plötzlich hörte man ein ohrenbetäubendes Geschnatter unter dem Baum. Günter hatte Agathe zur Hilfe geholt und gemeinsam schnatterten sie in den höchsten Tönen. Der Specht lauschte, die Gänse hörten auf zu schnattern und Sumsinella nutzte die Stille, um den neuen Gartenbewohner erneut anzusprechen.
„Willkommen in unserem Garten, Herr Specht!“, schrie sie.
„Nicht so laut, ich habe empfindliche Ohren!“, antwortete dieser. Günter und Agathe kicherten.
„Was machen diese blöden Gänse für einen Lärm?“, fragte der Störenfried jetzt und das fand Sumsinella gar nicht mehr lustig.
„Sie gehen uns furchtbar auf den Wecker, mein Herr. Ich möchte mal nachfragen, wann wir wieder mit etwas Ruhe rechnen dürfen. Außerdem sind das keine blöden Gänse, es sind meine Freunde Günter und Agathe.“ Sumsinella war jetzt richtig wütend. Wenn es um ihre Freunde ging, dann verstand sie keinen Spaß.
„Entschuldigung, ich wollte die beiden nicht beleidigen“, sagte der Specht jetzt kleinlaut.
„Meine Frau und ich fanden diesen Garten so nett. Deshalb baue ich an unserem Heim, denn schon bald werden wir Kinder bekommen.“
„Das ist ja gut und schön, aber wäre es nicht möglich, dass Sie ab und zu mal mit dem Baulärm aufhören. Wir haben ja keine ruhige Minute mehr!“, fragte Sumsinella und war schon gar nicht mehr so wütend. Der Specht musste ja schließlich auch irgendwo mit seiner Familie leben.
„Kann ich wohl machen, aber ich bin auch schon bald fertig. Wenn Sie mal schauen wollen, ich lade Sie ein.“
Das ließ sich Sumsinella nicht zweimal sagen. So eine Spechthöhle hatte sie noch nie gesehen und sie war ganz schön neugierig.
„Das ist ja richtig gemütlich hier“, lobte sie. „Hier würde ich mich auch wohl fühlen und ihre Kinder sind hier in Sicherheit und haben es trocken und warm.“
„Genau!“ Der Specht war sehr stolz, dass die zauberhafte Elfe so nette Worte fand.
„Ich heiße übrigens Siggi und würde mich mächtig freuen, wenn wir Freunde würden!“
Sumsinella nickte zustimmend.
„Aber gern, ich heiße Sumsinella und ich habe auch eine prima Idee, wie wir gut miteinander auskommen werden.“
Fragend legte Siggi den Kopf auf die Seite.
„Du klopfst einfach im Takt und ich singe dazu, dann haben die anderen Gartenbewohner schöne Musik und fühlen sich nicht gestört.“
„Das ist eine coole Idee!“, schnatterte Günter, der ein großer Verehrer von Sumsinellas Gesangskunst war und die beiden neuen Freunde legten auch gleich los. Das klang richtig schön.
Nach zwei Tagen war Siggi dann fertig mit dem Hausbau und seine Sieglinde konnte einziehen. Von da an wurde nur noch ab und zu geklopft, denn die Spechte suchten sich ihre Nahrung unter der Rinde der Bäume.
Im Garten war der Friede wieder hergestellt und als die kleinen Spechte geschlüpft waren, da feierten alle zusammen ein großes Fest und das Erstgeborene bekam eine glückliche Patentante, Sumsinella.
© Regina Meier zu Verl
Wieder einmal hat Sumsinella mit Takt und Freundlichkeit ein Problem gelöst, ich liebe die kleine Elfe. Fröhliche Grüße Lore
LikeLike
Liebe Lore,
ich freue mich, dass du Sunsinella auch in dein Herz geschlossen hast. Vielleicht gehen ihre Abenteuer bald weiter, sie hat mir zugeflüstert, dass ich ruhig noch was über sie erzählen darf.
Herzliche Sonntagsgrüße
Regina
LikeLike